Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
1. Intro/Human Experiment 2. What Have I Become 3. The Rapist 4. Explorer's Return 5. Perversions of a Holy Man 6. Return to the Temple of God/Outro
Nach
unserem letzten Ausflug in die Gegenwart geht es nun wieder zurück in
die glorreichen 90er, wo im Jahre 1992 in Arizona eine ungestüme Death
Metal Band gegründet wurde, die zwei Jahre später ein oberamtliches
Debüt-Album herausbrachte, dem heutzutage leider kaum mehr Beachtung
geschenkt wid. Die Rede ist vom knapp halb-stündigen Werk „a time the
world forgot“, das vom amerikanischen Kultlabel Wild Rags Records
veröffentlicht wurde, deren talent-scouts ja u.a. solch illustre Bands
wie z.B. Dying Fetus oder Sadistic Intent entdeckt haben und auch hier
einen guten Riecher für rohen Death Metal mit eigenen Charakter bewiesen
haben. Es fällt mir nämlich hier einmal mehr ausgesprochen schwer
Vergleiche zu anderen Bands zu ziehen, da der düstere, oftmals von
Doom-Elementen angereicherte Sound des Quintetts recht eigenständig
tönt. Da er hier und da wie ein Bastard aus europäischen Finster-Death
Bands (Finnland ftw!) und brutalen Ami-Bands daherkommt, kann der Sound
wohl am ehesten als eine Mischung aus Adramelech, Purtenance, Cianide
und Baphomet bezeichnet werden, was das Ganze aber nur im groben Ansatz
beschreibt! Walzende Doom-Parts mit geradezu finnischen Leads
wechseln sich mit herrlich rumpeligen Blastattacken und fetten Moshparts
ab, dass es eine wahre Wonne ist! Die Midtempo- und Doom-Parts
machen aber den Haupteil aus und tragen nicht unwesentlich zur finsteren
Ausrichtung des Albums bei. Immer wieder schön, wie mit simplen Mitteln
eine wirklich böse und bedrohliche Atmosphäre erschaffen werden kann! Entgegen
der düsteren Elemente gibt’s hier übrigens plumpe Guts 'n Gore-Thematik
nach Schema F und lediglich der böse Rausschmeißer „Return to the
temple of god“ kann dann auch mit entsprechender Lyrik aufwarten. Nur
der kurze Song „Perversions of a holy man“ fällt übrigens mit seinen
grindigen Elementen musikalisch vollkommen aus dem Rahmen und darf
aufgrund seiner hysterischen und nervigen Kreischvocals leider als
Totalausfall gewertet werden. Diesen Ausfall machen dann aber fünf durch
und durch coole Songs (okay, das nervige, viel zu lange Outro und
überflüssige Keyboard-Intros müssen auch noch abgezogen werden) wieder
voll und ganz wett, so dass es bei knappen 25 Minuten rohen Düster Death
Metals bleibt, der besonders durch seine schleppenden Elemente, die
coolen Melodien und megafinstere Vocals punkten kann! Wenn man sich
das Bandfoto in der CD ansieht ist es mir übrigens einmal mehr absolut
schleierhaft, wie solch junge und harmlos aussehende Teenager (übrigens
mit Mädel am Bass!) derart böse Musik zelebrieren können, wirklich
bemerkenswert. Kurz nach diesem Album löste sich die Band auch schon
wieder auf und man hörte nie wieder etwas von dem Quintett Ich
kann auf jeden Fall nur jedem Freund düsterer und schleppender Klänge
dieses Werk ans Herz legen. Wenn man gut die Augen aufhält, kann man das
Teil hier und da schon mal für Kurse zwischen 15 und 20€ bei Ebay oder
Discogs abstauben und auch Dark Descent hat immer mal wieder günstige
Deadstocks im Angebot! Sollte man im Regal stehen haben
1. Last Rites 2. Beyond the Grave 3. Mutation 4. Diseased 5. Deprivation 6. Macabre Butchery 7. Lure of the Occult 8. Demon's Blood
Heute
soll die Reise einmal mehr ins ferne Australien gehen, wo erst vor
kurzem eine junge Band ihr Debüt veröffentlicht hat, das mich schier aus
den Socken gehauen hat! Ihr habt richtig gehört: Heute wird keine
Leiche aus den frühen 90ern ausgegraben, sondern ein Release das im
Sommer diesen Jahres herausgekommen ist, man soll mir schließlich nicht
nachsagen ich sei altbacken und der Nachwuchs würde zu kurz kommen
Vor allem nicht wenn man ein dermaßen fulminantes Debüt hinlegt wie
dieses Quintett! Danke an der Stelle hier auch nochmal an den Martin von
Sulphur Aeon für den Tipp mit den Jungs! Die fünf Jungs aus Sydney,
die die Band 2002 ins Leben riefen haben sich zwar dem Death Metal der
alten Schule verschrieben, nähern sich der Thematik jedoch anders als
viele andere heutige Vertreter diesen Genres! Denn während sich
massig Bands daran versuchen ihren schwedischen Idolen nachzueifern oder
einen Incantation-hear-a-like-contest zu gewinnen, beschreiten die fünf
Australier hier einen anderen Weg. Man mixt nämlich viel eher einige
Elemente amerikanischer Bands mit europäischen Vertretern der Zunft und
mische noch ganz dezent ein paar Brutal Death-Riffs in den Cocktail und
fertig ist eine frische Old School Death-Mischung, die sich gewaschen
hat! Stellt euch vor ganz alte Death und Massacre korpulieren mit
ganz alten Morbid Angel, Cannibal Corpse, Gorguts und Asphyx und auch
ein paar brutalere Bands ala Suffocation, Disgorge und Pyrexia geben
ihre Saat hinzu und ihr könnt euch in etwa vorstellen wie das Ganze
klingt! Klingt nach einer wilden Mischung und im Endeffekt entspricht
das Endprodukt dem auch und es wird ein ziemlich eigener Stil
manifestiert, der sich durch ein Höchstmaß an Abwechslungsreichtum
definiert. Denn von geradezu doomigen Riffs über fette, stampfende
Moshparts hinzu rasanten Geballer ist hier alles vertreten was man sich
als Ami-Death-Fan wünscht und man umschifft ausgelutschte
Schweden-Death-Elemente sehr gekonnt! Nehmt nur beispielsweise den
Titeltrack! Hier gibt es genau den versprochenen Abwechslungsreichtum
und noch viel mehr! Bolt Thrower-Leads, Monstrosity-Geshredder und
Massacre-Grooves machen für mich persönlich auf jeden Fall immer sehr
gute Songs aus Der
Song „Macabre butchery“ geht dann sogar nochmal ganz andere Wege und
hat nicht nur dezente Brutal Death-Riffs sondern sogar einen waschechten
Slam-Part, mit dem man so nicht gerechnet hätte. Vor allem hätte man
nicht damit gerechnet, dass er so gut mit dem anderen Material
harmoniert, wirklich sehr erfrischend! Es ist auf jeden Fall nicht
einfach in Worte zu fassen was hier alles passiert und man sollte sich
das Ganze am besten einfach mal selbst anhören! Auf jeden Fall sind die
Jungs zusammen mit Skeletal Remains momentan die Retro-Kings, haben hier
aber doch etwas mehr eine eigene Note als die Amis. Die Produktion
rundet das äußerst positive Gesamtbild übrigens entsprechend ab und kann
durch eine erdige und fett tönende 90er-Jahre Produktion punkten, die
auch so aus den Morrisound-Studios hätte stammen können. Auf jeden Fall
ein musthave für Fans abwechslungsreichen Old School-Death Metals! Die CD bekommt ihr leider nur entweder direkt über die Band (backyardmortuary@hotmail.com) oder das kleine australische Label Grindhead Records (http://www.grindheadrecords.com).
Wirklich eine Schande, dass sich bei dem Talent noch kein Label erbarmt
hat! Aber wer weiß was sich hier noch in Zukunft tut! Erfolg wäre den
Jungs auf jeden Fall zu wünschen! Meine uneingeschränkte Kaufempfehlung
habt ihr!