Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
Label: Eigenproduktion Cover-Art: 1. Multiverse 2. Planet Eater 3. Alien Intervention 4. Eye of Wicked Sight 5. Uknown Disease 6. Terror From Beyond 7. Crawling From the Crypt 8. Beneath the Flesh
Heute
geht es weiter mit einer Band, die das hier vorgestellte Debüt-Album
nicht 1993 oder gar 1991 herausgebracht hat, sondern letzte Woche
Ja wahrscheinlich sind die Mitglieder dieser jungen Band gerade mal in
der Zeit geboren worden, als Scheiben wie „Leprosy“ oder „From beyond“
das Licht der Welt erblickten, aber das tut der Sache keinen Abbruch, da
die Scheibe derart Death Metal atmet, dass man meinen mag die Jungs
sind schon seit Jahrzehnten dabei! Aber darf ich ein Album das hier
gerade mal ein paar Tage rotiert überhaupt schon an dieser Stelle
besprechen? Ja ich darf, weil mich das Teil vom ersten Durchlauf an voll
aus den Socken gehauen hat und jeder wissen soll wie sehr die Scheibe
rockt! Die drei Niederländer haben nämlich mit ihrem herrlich rohen,
ungestümen und frischen Ami-Death Metal von der ersten Note an
überzeugt, so dass ich mir direkt das Album über deren Bandcamp-Seite
kaufen musste (http://ecocide-osdm.bandcamp.com/)
und nicht enttäuscht wurde. Für 7,50€ inkl. Versand und als
Direktdownload obendrauf kann man da echt nicht meckern und da können
sich so manche Underground-Bands eine Scheibe von abschneiden! Eine
holländische Band die den gleichen Namen trägt wie das grandiose
Polluted Inheritance-Debüt kann ja schon gar nicht schlecht klingen und
siehe da, es gibt nicht nur im Namen Parallelen! Denn genau wie die
Kultband aus Zeeland eifern die drei Jungs aus Haarlem den
amerikanischen Helden nach und zitieren alte Death, Massacre und auch
schon mal alte Cannibal Corpse, dass es eine wahre Freude ist! Hier
mengt man noch die Rotzigkeit und Brutalität von Vomitory bei und fertig
ist eine explosive Mischung die bei Freunden roher Klänge sofort zünden
sollte! Es werden fette Grooves und Moshparts aus dem Ärmel
geschüttelt, als hätte das Trio sein Lebtag nichts anderes gemacht und
jeder Song ist schmissig und geht sofort ins Bein! Wer hier die Füße und
vor allem den Kopf stillhält, dem ist echt nicht mehr zu helfen! Das
fängt mit dem ersten Riff von „Planet Eater“ an und hört mit dem
herrlichen straight-forward-Stampf-Part in „Beneath the flesh“ auf. Die
Jungs verstehen es auf jeden Fall eingängige Songs mit
Wiedererkennungswert zu schreiben und auch die druckvolle, transparente
aber zugleich auch sehr warme Produktion kommt den drei Holländern
wahrlich zu Gute, da sie keine Details verbirgt und dem geneigten Hörer
den heftigen Death Metal mit voller Wucht präsentiert! Die Gitarren
sägen tief und messerscharf, das Drumming peitscht ordentlich nach
vorne, der Bass brummt angenehm akzentuiert und der brutale, tiefe, aber
stets verständliche Gesang ist hier nur das i-Tüpfelchen! Besonderer
Anspieltipp ist hier das megafette „Terror from beyond“ (http://ecocide-osdm.bandcamp.com/track/ ... rom-beyond)
wo die Massacre- und Vomitory-Parallelen sehr offensichtlich sind, das
aber nicht als copycat-Vorwurf sondern als Lob verstanden werden dürfen,
da sich wohl noch keine Band so glaubwürdig vor diesen Meistern
verbeugt hat! Wer jetzt hier Melodien, vertrackte Soli, virtuosen
Einfallsreichtum oder anspruchsvolle Texte sucht, ist gänzlich fehl am
Platz und darf weitergehen! Alle anderen sollten schleunigst 7,50€
zusammenkratzen und die Jungs supporten, sie haben es echt verdient (und
versenden die CDs auch blitzschnell)! Außer dem ein wenig billig
aussehenden Cover gibt es hier wahrlich nichts zu meckern und ich bin
mir sicher, dass diese Scheibe hier noch oft rotieren wird und drücke
die Daumen, dass sich da bald ein Label findet!
1. Human Abattoir 2. Humble Abode 3. Dearly Beloved 4. Relish the Blood
Weiter
geht es mit einer ganz besonders heftigen, musikalischen
Achterbahnfahrt, die dieses Mal aus dem fernen Australien stammt. Die
Rede ist vom ersten Lebenszeichen des Quintetts aus Melbourne unter dem
Namen Abramelin. Die Jungs konnten nämlich bereits in den frühen 90ern
Erfolge unter dem Namen Acheron einfahren (zwei Demos und eine legendäre
EP) und entschlossen sich 1994 dazu ihren Namen zu ändern, nachdem die
amerikanischen Acheron immer populärer wurden. Und auf ihrem Debüt
unter neuem Namen perfektionierten die Jungs ihren Sound derart, dass
man die fünf Australier fortan zur Speerspitze des australischen Death
Metals zählen durfte. Das Quintett schaffte es nämlich eine ganz
eigene Mischung aus europäischen Melodien, amerikanischer Brutalität und
australischer Exotik zu kreieren! Stellt euch nur einmal vor ganz alte
Grave würden mit ganz alten Suffocation und Broken Hope korpulieren und
auch finnische Bands wie Abhorrence, Demigod oder Purtenance geben ihre
Saat hinzu und ihr habt die ganz spezielle Mischung der verrückten
Australier! Dies wird auch direkt im großartigen Opener „human
abattoir“ offensichtlich, der mit einem Filmintro aus John Carpenters
Klassiker „Das Ding“ langsam Fahrt aufnimmt, bevor schließlich nach
knapp 1,5 Minuten förmlich die Hölle losbricht! Ultratief gestimmte
Gitarren treffen auf abgrundtiefe Gurgelvocals und herrlich rumpeliges
Drumming, das besonders durch seine herrliche Töcker-Snare auffällt, die
sich nicht selten in Blastbeat-Orgien austobt! Die ganz besondere
Kunst der Jungs ist es aber im totalen Chaos die Handbremse zu ziehen,
gen Europa zu blicken (vor allem Schweden und Finnland) und griffige
Riffs und Melodien auszupacken! Das ganze garniert mit dem australischen
Wahnsinn und der amerikanischen Brutalität macht auf jeden Fall eine
ganz eigene Mischung aus, so dass jeder Schuss ein Treffer ist und die
knapp 23 Minuten leider viel zu schnell umgehen. Das Ganze klingt auf
jeden Fall herrlich roh, brutal und mitunter auch naiv (die Soli und
Melodien sind stellenweise nicht ganz so gerade *g*), was dem Ganzen
aber eine ganz besondere und vor allem auch sympathische Note gibt. Die
absolute Krönung dieser großartigen EP ist aber der Song „Dearly
beloved“ mit seinem stampfenden Anfang und dem großartigen
Finnen-Mittelpart, bei dem die Handbremse voll angezogen wird und eine
herrlich schmissige Düster-Melodie ausgepackt wird, dass sich mir sofort
die Nackenhaare aufstellen und ich vor meinem geistigen Auge fiese
Sumpf-Monster aus dem Nebel erheben Ganz großes Tennis auf jeden Fall! Die
Produktion ist auf jeden Fall sehr naturbelassen und warm, lässt aber
trotz aller Rumpeligkeit keine Details vermissen und nichts geht unter.
Lyrisch gibt es die typischen Death Metal-Horror-Stories, bei denen es
auch schon mal etwas derber hergeht... Das Cover ist übrigens ein
Ausschnitt des Gemäldes „Witches at their incantations“ von Salvator
Rosa und fängt die düstere Grund-Stimmung des Albums perfekt ein! Dieses
Motiv ist generell sehr bei Metal-Bands beliebt, da nach Abramelin u.a.
Infernal Torment, Vultur und Ancient Rites auch Ausschnitte
verwendeten, wobei Abramelin die Vorreiter gewesen sein dürften Nach
dieser EP folgte ein selbstbetiteltes Album, das den Stil der EP
fortführte aber auch Experimente wagte, die schließlich sogar in einem
Dead can dance-Cover gipfelten. Das Album ist zwar auch stark, aber das
Rohe und Ungestüme der EP war hier nicht mehr zu finden. Lyrisch legte
man auf jeden Fall noch eine Schippe drauf und in Australien wurde das
Album sogar auf den Index gesetzt! 2000 folgte dann noch ein finales
Album, bei dem aber nur noch Sänger Simon und Gitarrist Tim mitwirkten
und das von einer furchtbar klinischen Produktion und einem
schlecht-prgrammierten Drumcomputer geprägt wurde. Kurz danach wurde die
Band dann auch zu Grabe getragen. Alle drei Lebenszeichen der Band
sind heutzutage auf jeden Fall gesuchte Raritäten und sind
dementsprechend nur sehr schwer zu bekommen. Sowohl Album als auch EP
gehen schon mal für 70€ und mehr über die Theke und ich bin sehr froh
die EP für einen guten Kurs bekommen zu haben. Sollte man auf jeden Fall als Freund von außergewöhnlichen Old School Death Metal haben!