Sonntag, 5. Mai 2019

Hazael - Thor


Loud Out Records, 1994 (Re-Release durch Dark Descent und The Crypt, 2014)

1. Frozen Majesty 
2. Clairvoyance
3. Seven Winds
4. Kingdom of Mist
5. Güngnir
6. Legate of Goat Tyrant
7. Ancient Mags
8. Thor
9. Elimination...
10. Wyrd

Nachdem Schweden-Death Metal hier zuletzt etwas unterpräsent war, wird es Zeit einen vergessenen Hammer hervorzuholen, der eine interessante Mixtur aus Gorement, Cemetary, alten Desultory, Unleashed oder gar Amorphis darstellt. Interessanterweise kommt dieses Quartett nicht aus Stockholm, sondern aus einer Stadt namens Płock, 100km nordwestlich von Warschau. Und diese Herkunft hört man den 50 Minuten übersehenen Schweden-Tods zu keiner Sekunde an, denn dank toller, epischer Melodien, knarzenden Gitarren, Doom-Passagen und geilen Uptempo-Parts glaubt man felsenfest an eine Aufnahme aus dem Sunlight-Studio, was sich auch in der massiven aber sehr klaren Produktion widerspiegelt. Untypisch ist hier lediglich der eigenwillige, kehlige Gesang und die epische Ausrichtung mit Instrumentals, Chören und diversen Keyboard-Passagen, welche die Fantasy- und Viking-Themen jedoch passend untermalen und sich stellenweise sehr von Bathory inspiriert zeigen. Dies findet seinen Höhepunkt im epischen und saucoolen ‘Kingdom Of Mist‘. Für ein Debüt sind die Songs erstaunlich gut arrangiert und können hier mit den ganz Großen mithalten und beweisen, dass HAZAEL viel mehr sind als eine stumpfe Schweden-Death Metal-Kopie. Etwas derart Eigenständiges und gleichzeitig Vertrautes vermisst man im Klon-Dschungel heutzutage schmerzlich. Wer es abwechslungsreich und anspruchsvoll mag, kommt an dem Teil jedenfalls nicht vorbei. Anspieltipp: ‘Legate of Goat Tyrant‘ mit seinen tollen Melodien und Akustik-Parts.
Vergesst das originale, auf 500 Exemplare limitierte CD-Release vom klassischen Polen-Label „Loud Out Records“, das auch schon mal für 300€ über den Tisch geht und greift lieber zum 2014er Re-Release von Dark Descent bzw. The Crypt. Gerade das Vinyl im Doppel-Gatefold ist extrem schick und sollte bei einschlägigen Händlern noch verfügbar sein.
Die restliche Diskographie der Band ist übrigens mit Vorsicht zu genießen. Das vorangegangene “Clairvoyance“-Demo geht noch am ehesten in die Richtung des Albums, ist aber noch eine ganze Spur roher (gibt es übrigens als CD-Re-Release). 1993, direkt nach den Aufnahmen zum Debüt-Album, produzierte die Band in Eigenregie die EP „When The Sun is Dead“ in den deutschen Woodhouse Studios, um in Kontakt mit Century Media zu kommen. 1995 wurde Century Media schließlich überzeugt und signte die Band, was im zweiten, nie veröffentlichten Album „Psych-o-Tech“ gipfelte, das angeblich in Richtung „Wolverine Blues“ ging (das Album wurde übrigens sogar auf Teilen von Dave Lombardos Drumkit eingespielt). Das Label war aber unzufrieden mit dem Ergebnis und wollte Gesang und Bandnamen ändern, woran die Band in der klassischen Besetzung schließlich zerbrach. Von daher lasst bloß die Finger vom zweiten, noch selteneren Album „The Kiss and Other Movements“, das ohne Bassist und Sänger Tomek Dobrzeniecki entstand und eher in die Gothic/Doom-Richtung ging und nichts mehr mit den ursprünglichen HAZAEL gemein hat. Leider ging auch die Reunion in die Hose und die Band löste sich 2015 nach nur wenigen Gigs ein weiteres Mal auf.

Erhältlich bei: Ebay, Discogs und Co.

 


Freitag, 1. März 2019

Manticore – Integrating The Extreme

Label: Warhead Records, 1996

1. Inertia Ambition Distortion
2. Force Fed
3. Of No Consequence
4. Consumed
5. Judicial Vomit
6. Explicit Hate
7. Mask
8. Raining Blood (Slayer cover, hidden track)

Die Australier MANTICORE (nicht zu verwechseln mit den US-Black Metallern aus Ohio!) waren in den Jahren 1992 bis 1999 aktiv und veröffentlichten nach zwei coolen Demos (vier Songs wurden fürs Debüt re-recordet) dieses Album über das australische Kult-Label "Warhead Records". Geboten wird feinste Hyperspeed-Aussie-Brutalität und zusammen mit Abramelin und Misery bildete das Quartett die Speerspitze der Downunder-Musik-Extremisten-Szene.
Stellt euch vor, Suffocation treffen auf Massacre, Napalm Death und Terrorizer und ihr habt eine ungefähre Vorstellung davon, wie heftig dieser Happen tönt. Auch lyrisch geht es in eine ähnliche Richtung und anstatt Guts 'n Gore werden sozialkritische Sachverhalte thematisiert. Musikalisch geht es mit schonungsloser Härte rund und die Snare glüht, die Bass-Drum rattert ohne Unterlass und die Saiten schmelzen förmlich unter der Last infernalischer Riffs. Herrlich direkt und kompromisslos, eben der perfekt vertonte, musikalische Schlag in die Fresse! Und dennoch schaffen es gelegentliche Melodien in die akustische Zerstörungsorgie, die das Salz in der Suppe darstellen. Verschnaufpausen werden nur wenige geboten, aber wenn die Bremse kurz angetippt wird, kancken die Nackenwirbel unter der Last unbändiger Grooves. Wenn dann als abschließender Hidden-Track noch ein 'Raining Blood'-Cover losbollert, das klingt, als hätte man deren Album fälschlicherweise auf 45 rpm laufen, werden auch nochmal die letzten Reserven mobilisiert und man legt sich nach 37 Minuten nass geschwittzt nieder. Auf "Integrating The Extreme" folgte noch ein etwas experimentelleres Album namens "Head On It", das Groove-Metal- und Industrial-Elemente beinhaltete, aber nicht minder brutal ist und als noch rarer gilt, ehe sich die Band 1999 auflöste. Von 30€ bis 100€ ist bei den üblichen Börsen heutzutage mal wieder alles möglich und man erspäht diesen Hassbrocken nur sehr selten. Good Hunting!

Erhältlich bei: Ebay, Discogs und Co.