Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
1. Voice of Devastation 2. Magnificient Blasphemy 3. Prayersick 4. In the Name of Incarnation of the Great Faith... 5. Unsinful Suicide 6. Pray, Pray to Your Asshole Mortals 7. Helpless Swollen Creature 8. Confession 9. Sinful Accession 10. We All Will Be Dead!!!
Wir
bleiben in östlichen Gefilden! Dieses Mal geht es aber nach Russland,
wo im Jahre 1993 ein Quartett aus Tula ein bemerkenswertes Debüt aus dem
Nichts veröffentlichte, das leider bis heute ein äußerst unbekanntes
Dasein fristet. Die Rede ist von den Deicide-Verehrern Graveside,
die zur Blütezeit des Death Metals ein äußerst infernalisches Album
voller Blasphemie und Räudigkeit veröffentlichten. Eingeleitet durch
ein atmosphärisches Keyboard-Intro, das von Glockengeläut untermalt ist,
wird spätestens beim Einsatz der dämonischen Beschwörung klar, wie der
Hase läuft: Hier werden keine Gefangenen gemacht und es gibt die volle
Breitseite Florida-Death Metal der satanischen Art! Es wird geballert
bis der Arzt kommt, das technische Riffing peitscht stets nach vorne,
es gibt direkt im Opener schön herrliche disharmonische Soli und der
schön böse, angepisste Gesang mit seinen Dopplungen kommt einem auch
nicht unbekannt vor Ja,
man denkt hier wirklich oft an Deicide-Frühwerke wie z.B. die mächtige
„Legion“ oder das selbstbetitelte Debüt. Aber auch frühe Morbid Angel
kommen immer mal wieder durch, was nicht nur an den wohldosierten
Keyboard-Einsprengseln, sondern auch an dem technischen Riffing liegen
dürfte. Auf jeden Fall fühlt man sich als Fan der genannten Bands sofort
zu Hause und trotzdem darf man die Jungs nicht als schnödes Plagiat
abtun, da man trotz allem sein eigenes Süppchen braut und den Sound der
Amis durch eigene Elemente bereichert (z.B. durch wohldosierte
Akkustik-Experimente in „In The Name Of Incarnation Of The Great
Faith...“). Dennoch scheinen die Vorbilder stets durch und wer diese
Ami-Bands schon nicht leiden kann, wird auch hier keine große Freude
haben Mir
lief dieses knapp 34 minütige Werk aber von Anfang an äußerst gut rein,
was auch an der herrlich old-schooligen und sehr transparenten Produktion
liegen dürfte, die so auch aus den Morrisound-Studios kommen könnte und
der „Altars of Madness“-Produktion nicht unähnlich sein dürfte, wobei
bei den Russen der Bass-Sound noch ein bißchen schöner durchscheinen
dürfte. Auf jeden Fall ist das Teil für mich ein zu Unrecht
untergegangener Geheimtipp, der damals nur auf Vinyl und Tape erschienen
ist und wohl auch über die Grenzen Russlands hinaus schon damals nur
schwer zu bekommen sein dürfte. Ab und an taucht das Vinyl aber noch
bei Ebay oder Discogs auf und ich hatte neulich das Glück das Teil für
gerade mal 15€ zu ersteigern (momentan gibt es bei Discogs Exemplare ab
27€ aufwärts). Hier heißt es zugreifen, solange es noch geht! Nach diesem Album nahm man wohl nur noch einen Song für einen Sampler auf und löste sich leider wieder auf. Im
Jahre 2002 reformierte man sich, aber als Frontmann und Bassist Igor im
Jahre 2004 verstarb, wurde auch die Band wieder zu Grabe getragen.
Wirklich schade Man
kann nur hoffen, dass sich nochmal ein Label erbarmt um diesem Kleinod
doch nochmal in Form eines Re-Releases auf CD Tribut zu zollen. Verdient
hätten es die Jungs allemal...
1. Legal Requirement 2. Wrong Faith 3. Meaningless Life 4. Fire Below the Ash (instrumental) 5. Procreate the Petrifactions 6. Fear the Future 7. Never End the Odds 8. Lifestyle 9. Widows Mourning 10. Don't Be So Stupid
Nach
einem Album der Gegenwart reisen wir nun wieder knapp 21 Jahre in der
Zeit zurück um ein Album auszugraben, das leider aufgrund seiner
Herkunft und wohl auch des nicht gerade einfallsreichen Bandnamens
hoffnungslos untergegangen ist (Metal-Archives listet übrigens 19 Bands
mit dem gleichen Namen auf und auch mit einem 'g' sind es noch immer 9
*lol*). Die Rede ist von dem Debüt-Album „Procreate the
Petrifaction“ des Quartetts aus Tallinn (Estland), das mit zwei
vorangegangenen Demos eher Thrash Metal gespielt hat, bevor man im Jahre
1992 mit dem Debüt-Album Death Metal zelebrierte, wie er klassischer
kaum sein kann! Düsteres Celtic Frost-Riffing, böser Growl-Gesang mit
einer gesunden Portion Hall, melodische Soli und eine durchgehend
knatternde Bass-Drum zeigen hier von Anfang an, dass man auch im
baltischen Raum den (hauptäschlich amerikanischen) Death Metal der
Anfangstage gehört hat. Und obwohl hier und da Massacra, Obituary,
alte Monstrosity, uralte Pestilence, Massacre und gar finnisch stumpfe
Bands ala Purtenance oder Funebre durchklingen, schaffen es die vier
Estländer einen gänzlich eigenen Stil zu etablieren, der mich sofort
begeistert hat. Hauptsächlich im Midtempo angesiedelt ziehen einen
die eingängigen Riffs mit ihren unterschwelligen Melodien und düsteren
Hintergrunddetails (z.B. dezente, atmosphärische Keyboard-Klänge, wie
man sie von finnischen DM-Bands kennt) sofort in ihren Bann! Generell
geht von der ganzen Scheibe eine solche Düsternis und Bedrohlichkeit
aus, wie man sie sonst nur von finnischen Bands gewohnt ist. Hier merkt
man auf jeden Fall, dass die Estländer seit jeher enge Beziehungen zu
den Finnen pflegen
Und dennoch könnte man dieses Album nicht als typisch finnisch oder
typisch amerikanisch abtun, da es eine ganz eigene Mischung darstellt,
die mir ehrlich gesagt so noch nicht untergekommen ist. Von daher ist
es wahrlich eine Schande, dass dieses Kleinod damals nur auf Tape
herausgebracht wurde (es gab wohl vor einigen Jahren mal eine
CD-R-Version die aber vom Sound her unterirdisch gewesen sein soll) und
dieses Meisterwerk erst im letzten Jahr erstmalig ein wirklich würdiges
Release auf LP und CD erfahren hat. Aber wie sagt man so schön? Besser
spät als nie! Das Teil wurde übrigens remastert und man hat einen
ordentlichen Sound zaubern können, bei dem zwar die Gitarren etwas mehr
Druck vertragen könnten, aber sonst jedes Detail klar auszumachen ist
und jedes Instrument gleichberechtigt in Szene gesetzt wurde. Dass wir
es hier mit einer wirklich erdigen, herzhaft organischen Produktion zu
tun haben, muss ich ja wohl nicht extra erwähnen, oder? Abgesehen
vom pubertär-albern wirkenden Cover stimmt hier aber sonst alles für
mich und ich bin froh durch Zufall über diese Unbekannten gestoßen zu
sein. Und auch wenn die Aufmachung der CD etwas spartanisch ist (es
gibt keine Texte und Liner-Notes, sondern nur eine Dankesliste und ein
Bandfoto) ist das Teil doch jeden Cent wert und gehört in jede Death
Metal-Sammlung in der amerikanischer und finnischer Death Metal
überwiegt! Käuflich erwerben kann man das Teil entweder über Discogs oder finnische oder estländische Versandhändler: http://www.recordshopx.com/, http://www.nailboard.org/ Greift
zu solange es noch geht, da das Teil sicherlich limitiert sein wird und
offenbar nur durch baltische Shops zu beziehen ist. Nach diesem
Album haben die Jungs noch ein Album mit dem Titel „Of Long Duration
Anguish“ herausgebracht, das mir leider nicht bekannt ist und laut
Youtube-Links eher in die Death 'n Roll-Richtung zu gehen scheint.
Klingt aber auch sehr eigen und sollte wohl auch mal her. Schade, dass
sich die Jungs nach diesem Album auflösten und als Industrial-Metal-Band
„No-Big-Silence“ weitermachten, wo es sich mir echt die Nackenhaare
aufstellt *g*