Montag, 19. August 2013

Aggressor - Procreate the Petrifactions

Kassetten-Version

Re-Release
Label: Theka (re-released via Roundsound)

1. Legal Requirement
2. Wrong Faith
3. Meaningless Life
4. Fire Below the Ash (instrumental)
5. Procreate the Petrifactions
6. Fear the Future
7. Never End the Odds
8. Lifestyle
9. Widows Mourning
10. Don't Be So Stupid 


 

Nach einem Album der Gegenwart reisen wir nun wieder knapp 21 Jahre in der Zeit zurück um ein Album auszugraben, das leider aufgrund seiner Herkunft und wohl auch des nicht gerade einfallsreichen Bandnamens hoffnungslos untergegangen ist (Metal-Archives listet übrigens 19 Bands mit dem gleichen Namen auf und auch mit einem 'g' sind es noch immer 9 *lol*).
Die Rede ist von dem Debüt-Album „Procreate the Petrifaction“ des Quartetts aus Tallinn (Estland), das mit zwei vorangegangenen Demos eher Thrash Metal gespielt hat, bevor man im Jahre 1992 mit dem Debüt-Album Death Metal zelebrierte, wie er klassischer kaum sein kann!
Düsteres Celtic Frost-Riffing, böser Growl-Gesang mit einer gesunden Portion Hall, melodische Soli und eine durchgehend knatternde Bass-Drum zeigen hier von Anfang an, dass man auch im baltischen Raum den (hauptäschlich amerikanischen) Death Metal der Anfangstage gehört hat.
Und obwohl hier und da Massacra, Obituary, alte Monstrosity, uralte Pestilence, Massacre und gar finnisch stumpfe Bands ala Purtenance oder Funebre durchklingen, schaffen es die vier Estländer einen gänzlich eigenen Stil zu etablieren, der mich sofort begeistert hat.
Hauptsächlich im Midtempo angesiedelt ziehen einen die eingängigen Riffs mit ihren unterschwelligen Melodien und düsteren Hintergrunddetails (z.B. dezente, atmosphärische Keyboard-Klänge, wie man sie von finnischen DM-Bands kennt) sofort in ihren Bann! Generell geht von der ganzen Scheibe eine solche Düsternis und Bedrohlichkeit aus, wie man sie sonst nur von finnischen Bands gewohnt ist. Hier merkt man auf jeden Fall, dass die Estländer seit jeher enge Beziehungen zu den Finnen pflegen ;) Und dennoch könnte man dieses Album nicht als typisch finnisch oder typisch amerikanisch abtun, da es eine ganz eigene Mischung darstellt, die mir ehrlich gesagt so noch nicht untergekommen ist.
Von daher ist es wahrlich eine Schande, dass dieses Kleinod damals nur auf Tape herausgebracht wurde (es gab wohl vor einigen Jahren mal eine CD-R-Version die aber vom Sound her unterirdisch gewesen sein soll) und dieses Meisterwerk erst im letzten Jahr erstmalig ein wirklich würdiges Release auf LP und CD erfahren hat. Aber wie sagt man so schön? Besser spät als nie!
Das Teil wurde übrigens remastert und man hat einen ordentlichen Sound zaubern können, bei dem zwar die Gitarren etwas mehr Druck vertragen könnten, aber sonst jedes Detail klar auszumachen ist und jedes Instrument gleichberechtigt in Szene gesetzt wurde. Dass wir es hier mit einer wirklich erdigen, herzhaft organischen Produktion zu tun haben, muss ich ja wohl nicht extra erwähnen, oder? ;)
Abgesehen vom pubertär-albern wirkenden Cover stimmt hier aber sonst alles für mich und ich bin froh durch Zufall über diese Unbekannten gestoßen zu sein.
Und auch wenn die Aufmachung der CD etwas spartanisch ist (es gibt keine Texte und Liner-Notes, sondern nur eine Dankesliste und ein Bandfoto) ist das Teil doch jeden Cent wert und gehört in jede Death Metal-Sammlung in der amerikanischer und finnischer Death Metal überwiegt!
Käuflich erwerben kann man das Teil entweder über Discogs oder finnische oder estländische Versandhändler: http://www.recordshopx.com/, http://www.nailboard.org/
Greift zu solange es noch geht, da das Teil sicherlich limitiert sein wird und offenbar nur durch baltische Shops zu beziehen ist.
Nach diesem Album haben die Jungs noch ein Album mit dem Titel „Of Long Duration Anguish“ herausgebracht, das mir leider nicht bekannt ist und laut Youtube-Links eher in die Death 'n Roll-Richtung zu gehen scheint. Klingt aber auch sehr eigen und sollte wohl auch mal her. Schade, dass sich die Jungs nach diesem Album auflösten und als Industrial-Metal-Band „No-Big-Silence“ weitermachten, wo es sich mir echt die Nackenhaare aufstellt *g*