Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
1. Unlight Earth 2. You suffer 3. Mask of Sanity 4. Smell of Death 5. Bestial Truth 6. Throw the to the Grave 7. Living Corpse
Einmal
mehr führt uns unsere Reise ins schöne Finnland, wo im Jahre 2010 im
Stillen ein Album veröffentlicht wurde, das aus meinem CD-Player nicht
mehr wegzudenken ist und seit geraumer Zeit auf Dauerrotation läuft. Die
Rede ist von dem Debüt der fünf Finnen „Tormenticon“, die sich bereits
zu Beginn des neuen Jahrtausends gründeten und im Jahr 2002 die ersten
Songs aufnahmen, die erst 2004 formvollendet und schließlich 2010
veröffentlicht wurden. Das Album ist nämlich kein klassisches Album an
sich, sondern vielmehr eine Compilation zweier Demos, die sich aus einer
neuen Aufnahme aus dem Jahre 2009 (Tracks 1-4) und der Erstaufnahme von
2002 (Tracks 5-7) zusammensetzen. Die beiden Aufnahmen unterscheiden
sich hier nicht nur produktionstechnisch, sondern auch vom Songwriting
und dem Gesangsstil her und haben beide ihre ganz besonderen Reize.
Kommen
wir demzufolge erst zum ersten und neueren Part, der von der ersten
Note an unmissverständlich klar macht, was einen hier erwartet: Feinster
Midtempo Old School Death Metal der europäischen Sorte! Man verneigt
sich nämlich hier ganz offensichtlich vor finnischen Helden ala alten
Demigod oder alten Adramelech, gibt eine Prise der Brutalität von
Convulse hinzu und streut ein paar Bolt Thrower-Leads ein um diese mit
typischen Gorement-Melodien abzurunden. Heraus kommt eine ganz spezielle
Mischung, die mir wirklich vorzüglich mundet und jedem Freund der
genannten Bands runtergehen sollte wie Öl, zumal man so etwas heutzutage
nur noch ganz selten hört! Ganz besonders hervorzuheben sind einfach
die megastarken Leads, die sich sofort ins Gehör fräsen und auch
produktionstechnisch schön in den Vordergrund gestellt wurden. Hier
handelt es sich um wirklich effektive Melodien, die durch ihre
Eingängigkeit und Simplizität wirklich zu begeistern wissen
Bestes Beispiel hierfür ist der mächtige Opener und der epische
Rausschmeißer „Smell of Death“. Zwei echte Parade-Beispiele wie
finnischer Death Metal zu klingen hat! Wer braucht da noch die
Stockholmer Schule? Die Produktion ist übrigens auch old-school as fuck und klingt herrlich analog und dreckig warm.
Im
zweiten Part wird es dann (nicht nur produktionstechnisch...) ein
ganzes Stück roher und minimalistischer und man merkt, dass hier noch
ein etwas anderes Lineup am Werk war und man noch einen dezent anderen
Stil spielte. Hier stehen die Melodien nicht so sehr im Vordergrund wie
bei den anderen Songs und stumpfes und eingängiges Walz-Riffing ala Bolt
Thrower oder Grave steht an der Tagesordnung! Zwar gibt es auch noch
eingängige Leads und Melodien, diese stehen aber nicht mehr so im
Vordergrund wie bei den Aufnahmen von 2009. Das steht den Jungs aber
genauso gut zu Gesicht und zeigt einmal mehr, was man alles mit nur
wenigen Riffs und Groove so anstellen kann! Auch die Vocals sind hier
gänzlich anders und erinnern mich vielmehr an die schön hallig-gurgligen
Vocals von Mats Berggren von Moondark bzw. Fulmination. Generell
kam mir bei den drei Songs der 2002er Aufnahmen (die Vocals sind
übrigens erst 2004 aufgenommen worden) das grandiose Moondark-Demo
öfters in den Sinn, da auch hier so herzhaft düster und roh mit einer
äußerst sympathischen Naivität geholzt wurde. Wer es simpel aber
effektiv mag, wird demzufolge auch hier nicht enttäuscht werden. Dennoch gebe ich den vier neueren Songs den Vorzug, da sie einfach ausgereifter und eigenständiger klingen.
Wenn
mich meine Recherche übrigens nicht täuscht, handelt es sich bei
„Tormenticon“ um ein Sideproject der Black Metal-Jungs „Musta Surma“ die
sich wohl im finnischen Black Metal schon einen Namen erspielt haben
und nicht gänzlich unbekannt sein dürften. Mir als Black
Metal-Verweigerer war die Band nicht bekannt und auch was Youtube hier
ausspuckte, sagte mir nicht so wirklich zu. Death Metal steht dem
Quartett auf jeden Fall besser zu Gesicht und wenn man ihn dann trotz
aller Simplizität und Stumpfness (auch lyrisch geht man übrigens äußerst
stumpf zu Werke!) dennoch so abwechslungsreich, eingängig und
interessant gestaltet, kann man nur hoffen, dass sich hier in naher
Zukunft nochmal etwas tut! Wirklich schade, dass hier schon nach 31 Minuten wieder Schluss ist Die
Jungs beweisen auf jeden Fall nach Stench of Decay, Ascended und den
mächtigen Krypts einmal mehr, dass einfach der eingängiste und massivste
Death Metal aus finnischen Landen kommt! Ein musthave für Freunde
finnischer Klänge und minimalistischer Töne! Erwerben könnt ihr das Teil z.B. für kleines Geld über die finnischen Mailorder http://www.recordshopx.com oder http://www.kvlt.fi. Sollte man in seiner Sammlung haben!
1. Intro (instrumental) 2. Fiction of Religion 3. Infernum Dominor 4. The Sacred Lie 5. Eternal Atmosphere 6. Rites of Blood 7. Seal of Blasphemy 8. Reconquering the Throne of Triumph 9. Gateway of Revelation
Normalerweise
bespreche ich hier keine Bands zu denen ich freundschaftliche
Beziehungen pflege oder wo ich in irgendeiner Weise mit den
Hintergrundpersonen zu tun habe. Dieses Mal muss ich aber eine Ausnahme
machen, da das Trio aus dem Bergischen ein derart fettes Brett
rausgehauen hat, dass es mich bei jedem erneuten Durchlauf in der Hose
juckt! Diese Scheibe hat sich schon nach wenigen Durchläufen einen
besonderen Platz in meinem Herzen erspielt, ist schon jetzt mein
persönliches Jahreshight und gehört meiner Meinung nach in jedes gut
sortierte Death Metal-Regal! Die beiden lebenden Death Metal-Lexika
von Obscure Domain Productions haben hier nämlich einmal mehr echten
Geschmack bewiesen und nach Obscure Infinity ein weiteres Mal einer
außergewöhnlichen, deutschen Underground-Death Metal-Band zu mehr
Bekanntheit verholfen (und ich bin mir sicher, dass dies das Sprungbrett
für noch Größeres ist!). Zwar sind die drei Westfalen kein
unbeschriebenes Blatt und Diabolical Imperium existieren bereits seit
1997 und können auf diverse Demos und ein weiteres Album zurückblicken.
Allerdings war hier das Lineup abgesehen vom Front-Deibel Simone ein
gänzlich anderes und auch die Musik war ehrlich gesagt wesentlich
belangloser, was nicht nur den drucklosen Produktionen, sondern auch dem
nicht ganz so zwingenden Songwriting geschuldet war. Zudem hatte man
hier noch nicht wirklich zu sich gefunden und pendelte stets zwischen
Thrash -und Death Metal hin und her und war weder Fisch noch Fleisch. Doch
reden wir nich länger von der Vergangenheit, sondern über das
gegenwärtige Album „the sacred lie“ das euch die Falten aus dem Sack
zieht! Die Gummersbacher treffen genau meinen Geschmack und man darf
sich das Ganze ungefähr wie eine Mischung aus Brutality, Immolation,
Morbid Angel, Deicide und Monstrosity vorstellen und hat dennoch nur
eine ungefähre Beschreibung des vielfältigen Sounds der drei Jungs. Denn
auch wenn man extrem amerikanisch tönt, scheinen immer wieder auch
andere Einflüsse durch, die den Sound der Jungs extrem eigenständig und
vor allem auch abwechslungsreich halten. Seien es nun dezente Melodien,
Soli und Grooves mit leicht skandinavischen Touch, holländische
Brutalität ala alter Sinister oder britische Walzparts der Briminghamer
Schule: Hier bleibt kein Stein auf dem anderen und als Fan des
schnörkellosen Death Metals der alten Schule kriegt man das Grinsen
nicht mehr aus dem Gesicht! Für diese Glückseligkeit sorgen aber
nicht nur das coole Riffing, das treibende und schön variable
Schlagzeugspiel oder der schön transparent brummende Bass, sondern vor
allem auch die herrlich druckvollen Vocals, die sich Gitarrist Simone
und Bassist Thorben teilen und dem Ganzen einen herrlich dämonischen
Flair einhauchen! Dem Album wird auch noch ordentlich klassische
Atmosphäre eingehaucht, indem man immer wieder kurze Akkustik-Interludi
einstreut, die eingängisten Songs mit dem höchsten Wiedererkennungswert
(„Seal of Blasphemy“ und „Reconquering the throne of triumph“!!!!!!) ans
Ende setzt und die Platte mit einem herrlich melancholischen
Instrumental beendet. Genauso geht alte Schule! Wer braucht da noch
öden Esoterik-Okkult-Death Metal, hochgezüchteten Tech-Death, den x-ten
Entombed/Incantation/Autopsy-Klon oder Slam-Langeweile? That's the real
deal! Ein absolutes Jahreshighlight und das Beste was der NRW
Underground derzeit zu bieten hat! Auch die Produktion aus den
„Underworld Studios“ aus Solingen lässt keine Wünsche offen und
präsentiert einen warmen, druckvollen und gleichzeitig transparenten
Sound, der so auch aus den Morrisound-Studio der 90er Jahre stammen
könnte! Leider gibt es aber auch zwei Kritikpunkte. Zum einen wäre
hier das lieblos wirkende, kitschige und leider billig aussehende
Digital-Cover zu nennen (sorry Marc!). Zwar weiß ich, dass das Teil
unter enormen Zeitdruck quasi als Notlösung entstanden ist, aber leider
wird es der absolut hochqualitativen Musik in keinster Weise gerecht.
Hier hätte es eher ein simples schwarz-weiß-Motiv oder eine düstere
Architektur-Fotografie wie bei Obscure Infinity gebraucht. Aber egal,
schließlich ist die Musik ja entscheidend und über Geschmäcker lässt
sich ja auch streiten! Viel schlimmer ist da die kurze Spielzeit von
36 Minuten, wo auch noch über 3 Minuten für Intros und Outros abgezogen
werden müssen
Da hätte ich mir wirklich mehr gewünscht. Aber lieber eine kurze,
knackige Platte ohne Filler, als ein monströses Werk voller Langweiler! Auf jeden Fall sollte sich jeder Freund von abwechslungsreichem Death Metal direkt an die Band (https://www.facebook.com/DiabolicalImperium) oder ans Label (http://www.obscuredomain.com/)
wenden, hier bekommt ihr keine Stangenware, sondern eigenständigen
Qualitäts-DM der auch bestimmt noch in einigen Jahren oft in meinem
CD-Schacht rotieren wird und sich positiv vom restlichen Death Metal aus
deutschen Landen absetzt!