Mittwoch, 12. Juni 2013

Uncanny – Splenium for Nyktophobia



Label: Unisound Records (re-released durch Dark Descent und The Crypt als „Mcmxci-Mcmxciv“ mit allen Demos)

Cover-Art:




Original
Re-Release
1. Elohim
2. Tales from the Tomb
3. Brain Access
4. Timeless (instrumental)
5. Screaming in Phobia
6. Enkelbiljetten (G-Anx cover)
7. Indication Vitalis
8. Soul Incest
9. Spräng Skiten
10. Towards the Endless Throne
11. Lepra (instrumental)
12. The Final Conflict (The Pornoflute Pt. II)
13. Splenium for Nyktophobia


Es ist 1994. Die Schweden-Death-Vorreiter Entombed, Grave und Dismember und viele andere Bands beschreiten neue Wege und der schwedische Death Metal hat seine Glanzzeit längst hinter sich gebracht und der Lack ist ab.
Dass sich aber zu dieser Zeit im Underground einiges regt und es energiegeladene Scheiben voller Leben und Brutalität gibt, die sich eher auf das Rohe und Ungestüme konzentrieren, als auf neuartige Experimente, bewiesen hier bereits Bands wie EXCRUCIATE, MOONDARK oder in diesem Falle UNCANNY, die mich mit ihrem einzigen Album sofort in ihren Bann gezogen haben.
Denn hier wird eine Form des Schweden-Death Metals zelebriert, wie ich ihn immer am Liebsten gehabt habe: straight forward, nicht zu rumpelig, ausgestattet mit feinen Leads und einer schön klaren Produktion, die sich von Sunlight-Einheitsbrei abhebt und gesegnet ist mit einem herrlich tiefen, aber auch sehr gut verständlichen Gesang, wie es leider nur die wenigsten hinkriegen.
Ja man könnte fast meinen ich spreche hier von den guten alten Edge of Sanity. Und in der Tat, beim ersten Durchlauf fielen mir direkt Parallelen zu den Edge of Sanity-Erstwerken auf. Denn nicht nur klingt Sänger Jens verdächtig wie Meister Swanö, nein die Jungs verstehen es auch geschickt Melodien in den Vordergrund zu stellen, ohne dass das Ganze weichgespült oder cheesy klingt. Dass Meister Swanö hier auch noch an den Reglern saß, beim Instrumental „Timeless“ (EoS pur!) ein Solo beisteuerte und sich auch um das Remixing und Remastern kümmerte, rundet das Ganze noch perfekt ab. Ein Schelm wer Böses dabei denkt ;)
Der Sound ist auf jeden Fall absolut perfekt und für diese Zeit überraschend druckvoll und zugleich transparent. Jedes Instrument ist klar herauszuhören und selbst der Bass ist absolut gleichberechtigt! Eine absolute Blaupause wie Schweden-Death-Produktionen zu klingen haben!
Die fünf Jungs aus Avesta kloppen die 13 Songs auf jeden Fall mit Leichtigkeit in knapp 38 Minuten runter und man ist schon nach dem ersten Durchlauf gewillt die Repeat-Taste zu drücken, so herrlich erfrischend und professionell tönt dieses großartige Debüt!
Stellt euch vor ganz alte Edge of Sanity paaren sich mit God Macabre, Gorement und Excruciate und ihr habt in etwa eine Vorstellung was euch hier erwartet! Zwar gibt es mit dem crustigen Klopper „Spräng Skiten“ oder dem Industrial(!)-Song „Lepra“ auch zwei etwas experimentellere Stücke zu verzeichnen, aber ähnlich wie bei Edge of Sanity fügen sich diese vermeintlichen Fremdkörper perfekt in das restliche Material ein.
Zu schade, dass es (bislang) bei diesem einen Album blieb, denn nach dem Release löste sich die Band auf. Erst im Jahre 2008, als Daniel Ekeroth (der übrigens mit fast der kompletten Uncanny-Mannschaft gemeinsam bei Dellamorte musizierte) Bands für seinen Jubiläumsgig zu Gunsten seines „Swedish Death Metal“-Buches suchte, taten sich die Jungs wieder zusammen und proben seitdem wieder regelmäßig und konnten im letzten Jahr mit einer coolen 7“ punkten. Man darf gespannt sein, was da noch so kommt :)
Die Jungs sind übrigens alle auch kein unbeschriebenes Blatt und so tummeln sich hier Mitglieder von Demonical, Moondark, Dellamorte, Centinex, Interment, Katatonia etc. pp. was wohl auch etwas über die Qualität der Musik aussagen dürfte ;)
Bei der „Mcmxci-Mcmxciv“-Compilation gibt es neben dem Album noch die zwei Demos und den Uncanny-Teil der Uncanny/Ancient Rites-Split zu hören. Hier hat zwar das Album klar die Nase vorn, aber man kann ganz gut erkennen, wo die Reise einmal hingehen sollte. Die Compilation gibt es als schicke 3-LP im dicken Gatefold, das aber schon lange restlos ausverkauft ist, während die 2-CD von Dark Descent noch (!) für kleines Geld bei den Händlern eures Vertrauens abzustauben ist. Nicht lange überlegen, sondern direkt zugreifen, ein must-have für Schweden-Tod-Fans!