Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
1. Thy Will Is Strong 2. Assuming The Godform 3. Shallow Disbelief 4. Comatose 5. Existence Denied 6. Jester of The Anxious 7. ...Thy Flesh Is Weak 8.Give Us This Day 9. Compelled 10. Cryopsy Incomplete 11. In Extremis 12. Judgement of The Dead 13. The Passing
Wir
bleiben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und machen heute mit
„Experiment Fear“ mit einer Band aus Wisconsin weiter, die im Jahre 1995
ein äußerst vielversprechendes, recht technisches Death Metal-Album via
Massacre Records herausbrachte, das bis heute zu Unrecht von vielen
übersehen wurde. Die Jungs gründeten sich bereits im Jahre 1989 und
brachten '91 und '93 zwei Demos heraus. Zur Urbesetzung gehört übrigens
niemand Geringeres als Jeff Loomis von Nevermore, der die Band jedoch
nach dem ersten Demo verließ um sich der legendären
Power/Thrash-Metal-Band anzuschließen, die ja bekanntlich im Jahre 1992
ihr erstes Demo veröffentlichte. Ich könnte mir auf jeden Fall gut
vorstellen, dass sein prägnanter, eigensinniger Gitarrensound Experiment
Fear nicht unwesentlich beeinflusst hat, da die Jungs auf dem Album
stellenweise den typischen technischen und treibenden Stil zelebrieren,
den Nevermore einige Jahre später perfektionieren sollten. Ansonsten
haben die vier Jungs (die übrigens den Bandfotos nach zu urteilen zum
Zeitpunkt der Aufnahme echt Jungspunde waren! Wie alt die wohl bei der
Bandgründung waren?
) aber gar nichts mit Nevermore zu tun und spielen ziemlich brutalen,
heftigen Death Metal amerikanischer Bauart, der mich nicht selten an die
beiden Erstwerke von Oppressor erinnert! Auch Broken Hope dürften nicht
unwesentlichen Einfluss auf das Quartett gehabt haben, was sich
spätestens bei dem Gastauftritt von Joe Ptacek in den Songs „Compelled“
und „Jester of the anxious“ quasi aufdrängt Es
gibt auf jeden Fall von Anfang an eins aufs Fressbrett und von fiesem,
technischen Geballer über erstaunlich thrashige und sogar melodische
Parts bis hin zu mächtig groovenden Midtempo-Parts gibt es hier alles,
was einem schon bei Oppressor die Freudentränen in die Augen getrieben
hat! Die Jungs musizieren hier auf einem erstaunlich hohen Level und
hier sitzt wirklich jede Note! Aufgepeppt wird der brutale Reigen stets
durch melodische Soli, die stellenweise so sehr nach James Murphy tönen
(z.B. bei „Cryopsy Incomplete“), dass man meinen könnte, der Meister
selbst wäre hier am Werk gewesen! Meinen tiefsten Respekt hierfür!
Aufgelockert wird das Ganze zwischendurch immer durch stimmige
Akustik-Parts, die sich erstaunlich gut in das Inferno einfügen! Die
fette Produktion von Brian Griffin (u.a. Produzent der Broken Hope- und
Oppressor-Alben und auch Lead-Gitarrist von Broken Hope!) tut hier ihr
übriges und knallt uns die Songs dieses überdurchschnittlichen Albums
äußerst druckvoll und warm entgegen! Es ist mir wirklich
unbegreiflich, warum den Jungs nicht der große Wurf gelungen ist und man
hoffnungslos untergegangen ist. Wahrscheinlich weil man bei Massacre
nur eine kleine Band von vielen war und nicht den Support
entgegengebracht bekommen hat, der ihnen eigentlich zustand. Mit einem
anständigen Label im Rücken und einer etwas ansprechenderen Verpackung
(Logo und Artwork sind ja wohl ein Witz!) hätte man locker im heutigen
Death Metal-Zirkus ganz vorne mitmischen können! Was mich aber noch mehr
wundert, ist die Tatsache, dass man das Album überall für 2-5€
hintergeworfen bekommt und das Teil nicht als rarer Geheimtipp gehandelt
wird. Äußerst kurios! Lasst euch demzufolge nicht die Gelegenheit
entgehen und ersteigert für wenig Geld 40 Minuten feinsten US-Death
Metals! Kaufpflicht! Die Jungs scheinen übrigens noch zu existieren und
auch wenn man nach diesem Album außer einer mir unbekannten
3-Track-Promo nichts mehr heruasgebracht hat, besteht noch Hoffnung,
dass der lang verwehrte Erfolg sich doch noch einstellt!
Label: Roadrunner Records (Re-Release durch Metal Mind Productions)
Cover-Art: 1.Insatiable
2. Forced Repression
3. Illusion of Freedom
4. Human Error
5. Separative Adjectives
6. Unjustified Reluctance
Heute geht es weiter mit einer amerikanischen Band, die hier auch mal wieder ein wenig aus dem Rahmen fällt, da hier kein reinrassiger Death Metal zelebriert wird, sondern dem Doom/Death gefröhnt wird, wie er mir ganz besonders gut reinläuft! Die Rede ist vom 1992er Debüt-Album „Hatred and disgust“ der vier New Yorker Sorrow, die für diese Zeit ein äußerst bemerkenswertes und einzigartiges Album herausgebracht haben, das eine völlig eigene Handschrift trägt und nur schwer mit anderen Bands vergleichbar ist.
Die Jungs gingen aus der Thrash-Metal-Band Apparition hervor, die sich bereits 1988 gründete. Nach einigen eher kläglichen ersten Geh-Versuchen in Form von zwei rumpeligen Demos änderte man 1991 den Namen in „Sorrow“ und nahm die EP „Forgotten sunrise“ auf.
Diese EP sollte eigentlich ein Album werden, was aber daran scheiterte, dass Sänger und Bassist Andy einen schweren Unfall hatte und nicht alle Songs aufnehmen konnte. Erst im Jahre 1992 als er wieder voll auf dem Damm war, wurde mit dem hier besprochenen Album das leider einzige full-length-Lebenszeichen der Band veröffentlicht. Und das was sich auf der genialen EP schon andeutete (übrigens als Bonus auf dem Re-Release enthalten!) wurde auf dem Album perfektioniert! Man mixte typischen New York-Death Metal mit seinem Groove und der Brutalität mit doomigen Klängen und heraus kam eine Mischung, die ich immer als „Suffocation auf Doom“ tituliere! Der Vergleich kommt auch nicht von ungefähr, da die beiden Bands eine tiefe Freundschaft verband und man mit Chris Richards sogar für kurze Zeit den Bassisten teilte! Suffocation waren es auch, die den Jungs den Vertrag bei Roadrunner einbrachten, da man wohl von den Suffocation-Jungs zu einer Party von Roadrunner eingeladen wurde, wo Drummer Mike ganz dreist den Rough-Mix der „Forgotten sunrise“-EP in die Anlage knallte und nur sagte: „Das ist meine Band!“ Doch zurück zur Musik:
Direkt beim ersten Song „Insatiable“ zeigt man, wohin der Weg geht und es werden brutal-zähe Riffs auf den geneigten Hörer losgelassen, dass es eine wahre Wonne ist! Groove, Doom, brutale Vocals und gelegentliche Uptempo-Parts bestimmten den Grundsound der vier Jungs aus New York City! Aufgepimpt durch diverse Soli, treibende Midtempo-Parts und gelegentliche Melodien bekommt man hier einiges geboten und man entdeckt stetig Neues. Stellt euch einfach vor man mischt die langsamen Parts von Autopsy mit dem Groove und der Brutalität früher Suffocation, gebe ein bißchen den Schmerz und die Trauer von Winter und alten Paradise Lost hinzu und fertig ist ein außergewöhnliches Death/Doom-Album.
Man unterscheidet sich auf jeden Fall nicht nur musikalisch stark von typischen Death Metal-Bands, da es lyrisch nicht um Guts, Gore und Satan geht, sondern um Politik, sozialkritische Themen, Religion oder persönliche Kämpfe. Auch artworktechnisch geht man einen anderen Weg und kommt nicht mit einem Seagrave-Cover daher (wie es das Label eigentlich wollte), sondern kann eines der ersten Hiro Takahashi-Artworks überhaupt aufweisen! Auch die Produktion (bei der sich das Label lieber eine typische Scott Burns-Produktion gewünscht hätte) unterscheidet sich extrem von anderen US-Death Metal-Produktionen der 90er Jahre! Es gibt nämlich keinen glattpolierten Sound mit fetten Gitarren sondern einen ziemlich schmutzigen, basslastigen Sound, bei dem die Gitarren leider ein wenig zu sehr im Hintergrund zu vernehmen sind. Doch auch hier gilt wie schon bei einigen anderen zuvor besprochenen 90er-Death Metal-Scheiben: Einfach bei voller Lautstärke genießen!
Das Album bekommt ihr übrigens für humane Kurse als Re-Release hinterhergeworfen und ich kann nur jedem, der etwas für langsamen Death Metal übrig hat, empfehlen dieses Album zu kaufen, bevor das limitierte Re-Release auch wieder vergriffen ist!
Wirklich schade, dass Roadrunner die Band im Jahre 1993 hat fallen lassen, denn aus den Jungs hätte wirklich etwas werden können. Aber das Quartett hatte wohl einfach zu sehr seinen eigenen Kopf und hat nichts auf Death Metal-Klischees gegeben, was Produktion, CD-Cover, Lyrics, Songwriting und das wohl furchtbarste Bandfoto der Death Metal-Geschichte beweisen: >>>KLICK<<< So oder so: ein einzigartiges Must-Have!
Label: Contempo Records (Re-Release durch Goregorecords)
Original-Artwork
Re-Release-Artwork
1. Premature Burial 2. Rising of Infection 3. They Died Without Crosses 4. Growing into the Flesh (Bleed to Death) 5. Body's Decay 6. Ghost of Past 7. Under the Wings Only Remains 8. Back to the Leprosy Death 9. Behind the Truth 10. Bells of the End
Heute
geht unsere Reise nach Italien, wo im Jahre 1993 (also eigentlich genau
zur richtigen Zeit) eine junge Band aus Bologna ihr Debüt-Album
veröffentlichte, das so sehr den Spirit des amerikanischen Death Metal
atmet, dass man meinen könnte, man habe es hier mit einer
Florida-Kapelle zu tun! Nach drei Demos und drei Jahren Band-Bestehen
servieren uns die vier Italiener hier einen wahren
Florida-Leckerbissen, der sich durchaus mit den Großen des Genres messen
kann! Stellt euch vor, man mischt die Durchschlagskraft von Death's
„Leprosy“ mit der technischen Raffinesse und dem Geschick für zwingende
Riffs von Gorguts' „Considered dead“, vermenge dies mit der
„Auf-die-Fresse“-Attitüde und den Vocals von Cannibal Corpse's Debüt und
garniere dies mit thrashigen Riffs alter Sepultura und gebe als
i-Tüpfelchen noch ein paar Slayer-Soli hinzu und ihr habt das perfekte
Ami-Death-Album! Ich weiß, das hört sich ziemlich hochtrabend an und
klingt zu schön um wahr zu sein, aber mit jedem weiteren Durchlauf
erschließen sich neue Details und man kann noch mehr Vergleiche ziehen.
Wer's nicht glaubt, sollte sich einfach mal „Ghost of past“ anhören, der
alles vereint, was Electrocution ausmacht. Die Jungs beweisen
wirklich Talent und wissen, wie man zwingende Songs mit hohen
Aggressionslevel zu schreiben hat! Von treibenden Mosh-Riffs über
walzende Midtempo-Parts hin zu brutal nach vorne ballernden Blastbeats
gibt es alles was sich der Ami-Death-Fan wünscht. Das Salz in der Suppe
sind dann noch die subtil eingestreuten Melodien, die herrlich
disharmonischen Soli und auch die brutal ausgekotzten Vocals von Sänger
und Gitarristen Mick passen wie die Faust aufs Auge. Abgerundet wird
das Ganze noch durch eine wunderbar warme und trotzdem kristallklare
Produktion, die besonders in der remasterten Re-Release-Variante
megafett klingt. Mehr Morrisound geht kaum! Hört euch dieses kleine Meisterwerk einmal in Ruhe an und ihr wisst was ich meine. Es
ist mir schier unbegreiflich, wie eine derart talentierte Band von
großen Labels übersehen werden konnte und im Release-Dschungel der
Früh-Neunziger hoffnungslos untergehen konnte. Wahrlich eine Schande!
Wie gut, dass sich heutzutage kleine Labels erbarmen und solche
großartigen Underground-Perlen im neuen Glanz erstrahlen lassen! Auf
jeden Fall habe ich selten eine europäische Band gehört, die das Beste
aus amerikanischen straight-forward Thrash Metal mit technischen
straight-forward Death Metal derart perfekt vermischt. Sollte man als
Ami-Death-Fan auf jeden Fall in seinem Regal stehen haben. Und greift
bloß nicht zur teuren Original-Rarirtät, sondern gönnt euch ruhig das
liebevoll aufgemachte Re-Release im Digipak, dass durch sein Remastering
einen verdammt fetten und dennoch authentischen Sound verpasst bekommen
hat, wie man auch sehr schön im Youtube-Vergleich hören kann. Aber
beeilt euch, das Teil ist limitiert auf 500 Stück! Nach diesem Album
veröffentlichten die Jungs noch zwei EPs, die angeblich ziemlich
progressiv und anders als das Debüt klingen sollen, mir aber unbekannt
sind. Dies waren dann auch die letzten Lebenszeichen, bevor man sich
schließlich zum Ende der 90er auflöste. Hier würde ich mich über eine
Auferstehung wirklich freuen, denn solch einen Sound gibt es heutzutage
leider viel zu selten!
1. Ancestral Hate 2. Blood for Tears 3. Obscene Existence 4. Massacre of Innocents 5. Free of Conscience 6. Covered in Blood 7. Psychopathic Butchery 8. Suppression of Being
Aufgrund
akuten Freizeitstresses ist es hier doch verdächtig ruhig geworden. Und
damit ihr mich nicht vergesst, hab ich beschlossen ab jetzt hier wieder
wöchentlich ein Album zu besprechen. Ich hoffe es kommt nichts
dazwischen.
Eigentlich sollte es jetzt hier mit dem musikalisch
absolut genialen Debüt-Album der Amis Evil Incarnate weitergehen, deren
Review ich auch eigentlich schon fast fertig hatte. Nachdem mir aber am
Wochenende ein Kumpel gesteckt hat, dass die politisch nicht so ganz
koscher sind, habe ich mich mal genauer mit den Texten
auseinandergesetzt und war schockiert mit welcher Vehemenz da Satanismus
mit Antisemitismus vermixt wird! Sowas bekommt von mir absolut keinen
Support und so is das Review mal direkt in die Tonne gewandert. Wirklich
schade, dass man selbst beim Old School Death Metal inzwischen absolut
genau schauen muss, was da so propagiert wird
Dafür
geht es jetzt mit den politisch absolut sauberen Sickening Gore aus der
schönen Schweiz weiter, die im Jahre 1994 einen absoluten Death
Metal-Hammer veröffentlicht haben, der auch heutzutage nichts an seinem
Reiz und seiner Durchlagskraft verloren hat. Auf seinem einzigen
Album macht das Quartett keine Gefangenen und huldigt ganz doll der
alten Florida-Death Metal-Schule, dass es sich echt gewaschen hat!
Stellt euch vor man stopft Massacre (davon ganz viel!), Benediction,
Napalm Death zu Death Metal-Phase und Morgoth in einen Mixer, gibt noch
eine Prise Terrorizer hinzu (die Blasts!), garniert das Ganze mit ein
wenig Straight Forward-Thrash Metal, rührt kräftig um und fertig ist der
perfekte Old School Death Metal-Mix! Auch von der Produktion klingt
das Ganze genauso wie man es aus den Morrisound Studio gewohnt ist und
mir als alten Ami-Death-Fan geht da jedes Mal sofort das Herz auf Bei
den vier Schweizern geht es auf jeden Fall recht flott zur Sache und
man haut einem eine halbe Stunde lang schön straight forward ohne
Unterlass eins aufs Fressbrett! Zwar nimmt man auch immer mal wieder den
Fuß vom Gaspedal aber Uptempo-Geboller dominiert hier schon. Während
der langsamen, groovigen Parts streut man auch gern ein paar Soli ein,
die das Ganze angenehm auflockern und den Sound der Jungs aus Zürich
echt bereichern. Bei den Groove-Parts ist es übrigens echt erstaunlich,
wie nah die Jungs hier an Massacre aus Florida herankommen. Nicht nur
durch die Grooves, sondern auch gesanglich erinnert man nicht selten an
Kam Lee und seine Mannen. Wahrlich keine schlechte Referenzen Leider löste man sich nach diesem Album klammheimlich auf und veröffentlichte nie mehr etwas. Wirklich schade, da hier wirklich Potential da war und man für eine europäische Band erstaunlich amerikanisch klang. Das
Album bekommt ihr bei Ebay und Discogs noch für recht humane Preise,
viel mehr als 20€ sollte man da nicht für bezahlen. Beeilt euch aber
lieber, ich bin mir ziemlich sicher, dass auch hier die Preise recht
schnell anziehen dürften, denn vor ein paar Jahren habe ich für das Teil
keine 10€ bezahlt....