Montag, 10. September 2012

Electrocution – Inside the unreal

Label: Contempo Records (Re-Release durch Goregorecords)


Original-Artwork
Re-Release-Artwork

1. Premature Burial
2. Rising of Infection
3. They Died Without Crosses
4. Growing into the Flesh (Bleed to Death)
5. Body's Decay
6. Ghost of Past
7. Under the Wings Only Remains
8. Back to the Leprosy Death
9. Behind the Truth
10. Bells of the End


Heute geht unsere Reise nach Italien, wo im Jahre 1993 (also eigentlich genau zur richtigen Zeit) eine junge Band aus Bologna ihr Debüt-Album veröffentlichte, das so sehr den Spirit des amerikanischen Death Metal atmet, dass man meinen könnte, man habe es hier mit einer Florida-Kapelle zu tun!
Nach drei Demos und drei Jahren Band-Bestehen servieren uns die vier Italiener hier einen wahren Florida-Leckerbissen, der sich durchaus mit den Großen des Genres messen kann!
Stellt euch vor, man mischt die Durchschlagskraft von Death's „Leprosy“ mit der technischen Raffinesse und dem Geschick für zwingende Riffs von Gorguts' „Considered dead“, vermenge dies mit der „Auf-die-Fresse“-Attitüde und den Vocals von Cannibal Corpse's Debüt und garniere dies mit thrashigen Riffs alter Sepultura und gebe als i-Tüpfelchen noch ein paar Slayer-Soli hinzu und ihr habt das perfekte Ami-Death-Album! Ich weiß, das hört sich ziemlich hochtrabend an und klingt zu schön um wahr zu sein, aber mit jedem weiteren Durchlauf erschließen sich neue Details und man kann noch mehr Vergleiche ziehen. Wer's nicht glaubt, sollte sich einfach mal „Ghost of past“ anhören, der alles vereint, was Electrocution ausmacht.
Die Jungs beweisen wirklich Talent und wissen, wie man zwingende Songs mit hohen Aggressionslevel zu schreiben hat! Von treibenden Mosh-Riffs über walzende Midtempo-Parts hin zu brutal nach vorne ballernden Blastbeats gibt es alles was sich der Ami-Death-Fan wünscht. Das Salz in der Suppe sind dann noch die subtil eingestreuten Melodien, die herrlich disharmonischen Soli und auch die brutal ausgekotzten Vocals von Sänger und Gitarristen Mick passen wie die Faust aufs Auge.
Abgerundet wird das Ganze noch durch eine wunderbar warme und trotzdem kristallklare Produktion, die besonders in der remasterten Re-Release-Variante megafett klingt. Mehr Morrisound geht kaum!
Hört euch dieses kleine Meisterwerk einmal in Ruhe an und ihr wisst was ich meine.
Es ist mir schier unbegreiflich, wie eine derart talentierte Band von großen Labels übersehen werden konnte und im Release-Dschungel der Früh-Neunziger hoffnungslos untergehen konnte. Wahrlich eine Schande! Wie gut, dass sich heutzutage kleine Labels erbarmen und solche großartigen Underground-Perlen im neuen Glanz erstrahlen lassen!
Auf jeden Fall habe ich selten eine europäische Band gehört, die das Beste aus amerikanischen straight-forward Thrash Metal mit technischen straight-forward Death Metal derart perfekt vermischt. Sollte man als Ami-Death-Fan auf jeden Fall in seinem Regal stehen haben. Und greift bloß nicht zur teuren Original-Rarirtät, sondern gönnt euch ruhig das liebevoll aufgemachte Re-Release im Digipak, dass durch sein Remastering einen verdammt fetten und dennoch authentischen Sound verpasst bekommen hat, wie man auch sehr schön im Youtube-Vergleich hören kann. Aber beeilt euch, das Teil ist limitiert auf 500 Stück! Nach diesem Album veröffentlichten die Jungs noch zwei EPs, die angeblich ziemlich progressiv und anders als das Debüt klingen sollen, mir aber unbekannt sind. Dies waren dann auch die letzten Lebenszeichen, bevor man sich schließlich zum Ende der 90er auflöste. Hier würde ich mich über eine Auferstehung wirklich freuen, denn solch einen Sound gibt es heutzutage leider viel zu selten!