Death Metal, meine große Passion und ein Fass ohne Boden...
Man glaubt einen guten Überblick über das vielleicht vielfältigste Subgenre der Welt zu haben und jedes Mal wird man eines Besseren belehrt und findet stets Neues oder längst Vergessenes. Dieser kleine Blog handelt von derartigen Entdeckungen und versucht euch das näher zu bringen, das oft auf meinem Plattenteller landet und oft auch fernab der üblichen Standards ist.
1. ...and They Will Devour 2. Cold Muscular Reality 3. III Nails 4. Blanket of Sorrow 5. Ebola 6. Tired of Living 7. Wreck 8. outro 9. Speciest 10. Sucking Point
Dieses Mal gibt es keinen untergegangenen Klassiker, sondern
kurzweilige, herzhaft rumpelige Death Metal-Unterhaltung aus Kanada, die
mit dem wohl beknacktesten Bandnamen der Metal-Geschichte aufwartet.
Trotzdem liegt dem Ganzen kein humoristisches Konzept zu Grunde, sondern
viel mehr verarbeiten die Jungs aus Ontario Horror-Geschichten und
sozialkritische Themen und metzeln eine knappe halbe Stunde mit ihrem
rohen, eingängigen US-Death Metal (der übrigens nicht selten an Baphomet
oder ganz alte Cannibal Corpse erinnert) alles nieder. Erfrischend
stumpfes Riffing, charmant rumpeliges Drumming, brutale Growls (die
gelgentlich Deicide-like gedoppelt werden) und kurze knackige Songs
sorgen für stimmige Unterhaltung und zusammen mit einer herrlich
ungeschliffenen und authentischen Produktion wird dieses einzige Album
zu einem runden Produkt, bei dem jeder Brutalo-Old School-Death
Metal-Fan mit den Ohren schlackern dürfte. Leider ist das Teil saurar
und taucht nur selten bei Ebay auf. Hier kann man aber Glück haben und
so konnten bereits Preisspannen von 10€ bis 110€ beobachtet werden.
Spart euch aber lieber die Kohle und holt euch das Re-Release von The
Crypt/Dark Symphonies, das dieses Jahr erschienen ist und wohl noch ein
unveröffentlichtes, selbstbetiteltes Demo von 1994 enthält. Leider habe
ich das Re-Release noch nicht persönlich gesehen, bin mir aber sicher,
dass man hier wie immer gute Qualität erwarten darf. Das
Original-Release hingegen ist etwas spärlich aufgemacht und es gibt
lediglich ein Mini-Booklet mit Lyrics. Als Bonus gibt es dort (wie auch
beim Re-Release) übrigens noch das „Gathering Of Vermin“-Demo von 1995,
so dass man eigentlich nur von einem Mini-Album sprechen kann. Aufgrund
seiner Kurzweiligkeit kann ich das Teil aber nur jedem Fan von brutalem
Old School Death Metal wärmstens ans Herz legen.
Erhältlich bei: The Crypt, High Roller, Iron Bonehead, Ebay, Discogs und Co.
1. To Lead Astray 2. Pain Infini 3. Of Hell 4. Feed the Liar 5. Fallen Cross 6. America A.D. 7. The Ungodly 8. Technical Fool 9. As Ancients Evolve
Bei diesem Album aus dem Jahre 1995 erscheint es merkwürdig, dass ihm
keine großartige Beachtung beigemessen wurde, da hier einige wirklich
prominente Metal-Musiker ihre Finger im Spiel hatten. Doch zunächst die
Fakten: Nach zwei Demos (das zweite wurde übrigens von
Original-Megadeth-Drummer Gar Samuelson produziert) frönten die obskuren
Amis auf ihrem Debüt-Album nicht dem typischen Florida-Sound, sondern
fabrizierten einzigartigen, chaotischen, schrägen Death Metal mit
Thrash-Note (Nocturnus, Deceased, Ripping Corpse und Hellwitch lassen
grüßen). Harsches Riffing, hektisch-abwechslungsreiche Vocals,
gelegentliche Melodien und trockene Blastbeats von Session-Drummer Tony
Laureano (u.a. Angelcorpse, Nile, Malevolent Creation) hauchten dem
nicht leicht zu verdauenden Reigen Seele ein. Herrlich garstiges
Gebretter mit Charme, das heute sicherlich mehr Fans finden dürfte, als
noch vor 20 Jahren.
Größtes Manko ist leider die zu raue Produktion, die bei den letzten
drei Songs vollkommen aus dem Ruder läuft. Hier wurde merkwürdigerweise
ein anderes Studio genutzt und unerklärlicherweise kam ein Drumcomputer
zum Einsatz, den niemand Geringeres als Gene Hoglan programmiert hat.
Allein wegen dem großartigen Gast-Solo eines gewissen Chuck Schuldiners
im letzten Song lässt sich das aber verdauen und diese abgedrehte
Scheibe ist somit ein Musthave für Death Metal-Komplettisten. So kurios
das Ganze tönt, so rar ist das Teil auch und trotz neulich auftauchender
Deadstocks sind Preise von 40-100€ möglich. Geduld dürfte sich aber
bewähren, da VIC Records ein Re-Release angekündigt haben. Die Band ist
angeblich auch wieder im klassischen „Of Hell“-Lineup aktiv und man darf
gespannt sein, ob da noch einmal was kommt.
Label: Pavement Music (Re-Release durch Repulsive Echo Records) 1. Existence Lies Beneath 2. Despair 3. Psychopathology 4. Incisions 5. Liquid Remains 6. Geneticide 7. Between Two Eternities 8. Forgotten
Upps, satte vier Monate habe ich den Blog vernachlässigt :( Doch der
stressige Frühling ist vorüber und ich gelobe Besserung. Dafür gibt es
dann heute auch ein ganz exklusives Review zu einer Band mit einem
leicht dämlichen Namen.
DEMENTED TED waren eine dieser Bands, die sich Zeit ließen. Bereits im
Jahre 1986 als Thrash Metal-Band gegründet, dauerte es ganze sieben
Jahre, bis das erste und auch leider einzige Album namens „Promises
Impure“ auf die Menschheit losgelassen wurde. In diesen sieben Jahren
entwickelte man sich aber stetig weiter und erst mit dem legendären
vierten Demo „Despair“ aus dem Jahre 1992 (produziert von Scott Burns!)
fand man zum garstigen Straight-Forward Death Metal, den „Promises
Impure“ prägen sollte. Man hätte allerdings bei Scott Burns bleiben
sollen, denn die Produktion ist neben dem Cover (was zur Hölle ist das
eigentlich?) leider der größte Kritikpunkt des Albums, denn Mark Pinske
hat es genauso wie kurz danach bei der „Stillborn“ von Malevolent
Creation leider ziemlich verschissen. Die Produktion klingt dünn und
ohne Biss und das Schlagzeug übersteuert gar hier und da! Das tut der
großartigen Musik hingegen keinen Abbruch, denn man merkt dass DEMENTED
TED vorbereitet ins Studio gegangen sind und es drauf haben! Apropos
Malevolent Creation: Das Teil klingt von vorne bis hinten wie eine
Mischung aus „The Ten Commandments“ und „Stillborn“ zu der man noch eine
gehörige Menge „Spiritual Healing“ beigemischt hat! Sprich: Es gibt
herrlichen Ami-Death Metal mit Biss, Thrash und technischer Finesse! Im
Gegensatz zu Silent Death (ihr erinnert euch? Die Band bei der Brett
Hoffman eine EP eingesungen hat) hat die Musik aber eine gänzlich eigene
Seele und klingt nicht wie ein komplettes MC-Rip-off. Fette Grooves
wechseln sich mit brutalem Geballer und stellenweise wirklich tollen
Melodien und Soli ab. Drummer Mike begeistert mit seinem treibenden
Groove und Bassist Mark brummt gar Alex Webster-mäßig rum, während
Sänger/Gitarrist Ron auf Brett Hoffmans Pfaden wandelt und sich mit
Rhythmus-Gitarristen Ken wie einst James Murphy und Chuck Schuldiner ein
paar feine Duelle liefert. Letzteres klingt besonders in „Between Two
Eternities“ durch, der sich extrem Death-beeinflusst gibt und von seinen
tollen Melodien und Soli lebt. Damit gewinnt man natürlich keinen
Innovationspreis, aber wer auf coolen Florida-Death Metal steht, muss
das Teil einfach haben und man kann hier von einer echt vergessenen
Perle sprechen!
Aber bitte spart euch die Kohle und gebt keine 50€ für die längst
vergriffene Pavement-Original-Version aus, sondern holt euch das schicke
Digipak-Re-Release, das dieses Jahr via Repulsive Echo erschienen ist!
Hier bekommt ihr das Original-Master mit dezent aufgepeppten Cover.
Leider ohne große Line-Notes und Demo-Bonus-Tracks, aber hier hoffe ich
einfach mal auf eine hoffentlich bald erscheinende Demo-Compilation
(Kostas, go for it! ^^).
TYRANT TROOPER waren irgendwie immer etwas zu spät. 1987 gründete man
sich als Thrash Metal-Band, als die Thrash-Welle im Abklingen war, so
dass kaum jemand Notiz von dem Quintett nahm. Zu Beginn der 90
orientierte man sich um und huldigte dem brutalen Death Metal. Als
schließlich 1995 endlich dieses feine Debüt-Album herauskam, war auch
der Death Metal im Begriff zu sterben und wieder schauten die Amis in
die Röhre. Dabei haben wir es hier mit einem wirklich verkannten
Klassiker zu tun, was spätestens nach dem Dissection-mäßigen
Akustik-Intro, welches vom „Fire walk with me“-Gedicht aus Twin Peaks
untermalt wird, klar sein sollte. Die fünf Jungs aus Connecticut holzen
auf ihrem einzigen Album nämlich derart unbarmherzig drauflos, dass kein
Stein auf dem anderen bleibt und man förmlich an die Wand geblasen
wird. Arschtightes Riffing, gepaart mit kraftvollem, rhythmischen
Drumming (hier scheinen die Thrash-Wurzeln am ehesten durch!) und den
kraftvollen Growls sind ein Garant für einen brutalen Höllenritt.
Eingebettet in eine rohe Produktion ist hier wirklich jeder Schuss ein
Treffer und die 49 Minuten vergehen wie im Fluge, zumal sich das
Songwriting angenehm abwechslungsreich gestaltet. Dies spiegelt sich
nicht nur in vielseitigen und brutalen Vocals (mit wirklich sicken
Lyrics!), sondern auch interessanten Tempi-Wechseln und großartigen
Heavy Metal-Soli wieder. Der Legende nach hatten die Jungs übrigens in
den 90ern regelmäßig mit Auftrittsverboten zu kämpfen, da die Fans immer
derart ausflippten, dass blutige Nasen keine Seltenheit waren! Bei dem
Riff-Massaker kein Wunder! Freunde von Gutted, Baphomet, Morta Skuld
oder aber auch Brutality sollten hier auf jeden Fall voll auf ihre
Kosten kommen. Das stimmige Cover aus der Feder von Frank Forté
(bekannter US-Comic-Zeichner) fängt die Power des Albums gut ein und
rundet das Ganze perfekt ab. Ein absolutes Muss für jeden US-Death
Metal-Fan!
Leider ist diese Eigenproduktion, welche auf 1000 CDs limitiert war,
extrem rar und erzielt gerne Preise jenseits der 200€. Ein Re-Release
schließen die Jungs aber nicht kategorisch aus und deswegen bin ich mir
sicher, dass sich hier Geduld bewähren dürfte. Die Jungs reformierten
sich übrigens 2014 für einen Farewell-Gig für den verstorbenen
Gitarristen Ron Kuczuk und vielleicht hat man ja tatsächlich wieder Blut
geleckt, was wirklich wünschenswert wäre.
Label: Loud Out Records (Re-Release durch Thrashing Madness Productions), 1994 1. Alien 2. Cross of Stone 3. Extreme Reality 4. Flag of Shadow Master 5. Morbid Game 6. King of Darkness 7. Anthem of Vengeance 8. The Day After 9. Fight for Your World 10. Bestial Rites
Cover-Art:
Eins
vorab: Nein, es geht hier nicht um die schwedische Faschings-Rock-Band,
sondern die legendären Polen GHOST, die sich 1988 als Death/Thrash
Metal-Band gegründet haben und im Laufe ihrer Karriere immer brutaler
wurden, was schließlich nach vier Demos in diesem einzigen Album
gipfelte, das in der Original-Version auch schon mal für 500€ gehandelt
wird. Ihr bekommt hier brutalen US-Death Metal mit ultratiefen Vocals,
die mich an Killing Addiction, Rottrevore oder Infester erinnern,
während die messerscharfen Riffs auch aus der Feder von James Murphy
stammen könnten und somit nach Disincarnate oder Obituary anno 1990
tönen. Auch wenn die Thrash-Wurzeln der fünf Jungs aus Danzig immer mal
wieder durchschimmern, tut dies der Brutalität keinen Abbruch und man
darf sich über ein einzigartiges Death Metal-Meisterwerk freuen, das nur
so vor Abwechslungsreichtum sprüht und sich angenehm von anderen
polnischen Releases der 90er (die ja meist Morbid Angel nacheiferten)
abhebt. Das Ganze ist übrigens eingebettet in eine angenehme
Breitwand-Produktion (in der 2014er Version remastert!) und wie auch
schon bei den zuvor besprochenen Khromadeath ist es wirklich
verwunderlich, dass hier nicht größere Labels zugeschlagen haben.
Ich kann auf jeden Fall nur jedem Death Metal-Maniac das liebevoll
gestaltete 2014er Re-Release empfehlen, das tonnenweise Linernotes und
Interviews enthält, das bislang unveröffentlichte, nicht minder tolle
„Renown“-Promo-Demo von 1998 zum Bonus hat und zusätzlich auch noch um
ein paar Live-Tracks aufgestockt wurde. Absoluter Kauftipp! Eine
Vinyl-Variante soll übrigens eines Tages noch über „The Crypt“
erscheinen...
1. Sciomancy 2. Demonic Perversity 3. Stories of Pain 4. Divine Suffering 5. Inferno 6. Dawning Chill of Winter 7. Man's His Own God 8. Outro
Kanada war
seit jeher ein Garant für extreme Musik und so verhielt es sich bereits
1996, als das Quintett aus Montreal dieses einzige Lebenszeichen selbst
veröffentlichte. Geboten bekommen wir extrem brutalen, ultratight auf
den Punkt gespielten Death Metal, bei dem die herrliche Töcker-Snare von
der ersten Sekunde an alles in Grund und Boden blastet. Zusammen mit
anderen Quebec-Undergound-Brutalo-Death Metal-Bands wie z.B. Obscene
Crisis oder Necromortis dürfte das hier das Härteste sein, was damals
möglich war und selbst alte Cryptopsy oder Kataklysm können da imho
nicht gegen anstinken.
Stellt euch vor, man mischt Gorgasm mit alten Deeds Of Flesh und
Cannibal Corpse zu „Tomb of the Mutilated“-Zeiten und ihr wisst was euch
hier erwartet. Hier bleibt kein Stein auf dem anderen und jeder Schuss
ist ein Treffer, so dass jeder der es brutal und heftig mag, zufrieden
sein sollte. Das Schöne ist, dass man zu keiner Sekunde in grindige
Gefilde abdriftet, die Musik Struktur mit Wiedererkennungswert bietet
und auch technisch seiner Zeit weit voraus war. Ich habe wirklich selten
derart messerscharfe Riffs gehört! Die Jungs haben einfach ein echtes
Händchen für packende Grooves und ich bin mir sicher, dass es da in den
Moshpits nicht unblutig zugegangen sein muss. Der starke Gesang ist
übrigens ultratief und erinnert nicht selten an den jungen Chris Barnes.
Auch die Produktion kommt herrlich ausgewogen und trocken-brutal daher,
so dass es abgesehen vom etwas lieblosen Cover hier nichts zu meckern
gibt. 29 Minuten perfekt vertonte Brutalität, die nichts für Weicheier
ist!
Leider ultrarar und nur selten bei den einschlägigen Plattformen zu
finden. Hier ist von 20€-70€ mal wieder alles möglich und wundert euch
dann nicht über das gewellte Booklet, das ist aufgrund eines
Produktionsfehlers überall so.