Montag, 16. Juli 2012

Cianide – The Dying Truth

Label: Grind Core Records (Re-Release durch the Crypt und Deathgasm)

Cover-Art (Ausschnitt aus dem Gemälde „the last judgment“ von Jan van Eyck):


1.Mindscrape
2.Human Cesspool
3.The Suffering
4.Scourging at the Pillar
5.Crawling Chaos
6.The Dying Truth
7.Funeral
8.Second Life

Tracklist des Re-Release:
1. Scourging at the Pillar
2. The Dying Truth
3. Funeral
4. The Suffering
5. Human Cesspool
6. Mindscrape
7. Crawling Chaos
                                                                                    8. Second Life

Kommen wir nun zu einem Album, das die Meinungen spalten dürfte. Die Rede ist von dem 1992er Debüt des Doom/Death-Kommandos Cianide aus Chicago, das äußerst stumpf und minimalistisch daherkommt. Der Sound ist für heutige Verhältnisse gruselig, es gibt Timing-Schwankungen, das Songwriting ist so stumpf wie bei kaum einer anderen Band und dennoch liegt gerade hierin der Charme dieser Platte! Diese naive Note tönt nämlich äußerst authentisch und ehrlich und bringt derart geniale Grooves und böse Doom-Elemente hervor, dass sich jeder Old School-Fan vor Ehrfurcht das Höschen nass machen dürfte! Im zähen Lava-Death Metal des Trios finden sich nur selten Geschwindigkeitsausbrüche und diese stehen den Jungs dann auch gar nicht so gut zu Gesicht, was vor allem an dem krassen Snare-Sound liegen dürfte. Dieser tönt bei den langsamen Parts durch seinen offenen Hall megageil und hat richtig schön Platz zum Atmen. Bei den Up-Tempo-Parts hingegen wirkt es dann doch eine Spur zu heftig, da die Snare alles überschallt. Dies ist aber auch das einzige Manko der Platte und ist laut Liner-Notes wohl dem Produzenten geschuldet, der eh so einiges im Studio verkackt haben sollte. Dennoch ist die auch sonst sehr dumpfe, hallige Produktion aufgrund ihrer Natürlichkeit und Authenzität etwas ganz Besonderes und entfaltet gerade bei hohen Lautstärken ihr volles Potential! Durch den Hall und dumpfen Klang wird hier nämlich eine ganz besondere, böse und bedrohliche Atmosphäre geschaffen, die man den damals absolut unbedarften und unerfahrenen Jungs so nie zugetraut hätte! Zähe Riffs, Grabesvocals aus der Hölle und holprige Todes-Drums mit einer ordentlichen Portion Groove zeichnen dieses kontroverse Meisterwerk aus und man hat hier seine ganz eigene Nische gefunden. Denn irgendwie will mir partout keine Band einfallen mit der man die drei Jungs aus Chicago vergleichen könnte. Welche Band kann das schon von sich behaupten?
Bei den Aufnahmen ging wohl einiges drunter und drüber und die Band war beim Release des Albums mehr als enttäuscht und hätte wohl fast das Handtuch geschmissen.
Leider wurden nämlich vom Label versehentlich die Intros gelöscht und die Tracklist vollkommen durcheinandergewirbelt. Man hat einfach die Reihenfolge gewählt, wie die Songs im Studio eingespielt wurden und sogar die Anzähler am Anfang der Songs wurden stellenweise belassen!
Dies alles hat man auf dem Re-Release korrigiert und die Jungs können nun mit Stolz auf ihr Werk zurückblicken und tun dies auch ausführlich in den äußerst lesenswerten Liner-Notes des Re-Releases! Als Bonus hat man übrigens noch die beiden Demos beigepackt, von denen besonders das „Second Life“-Demo hörenswert ist!
Das Original-Release ist übrigens extrem rar und war bis vor kurzem noch sehr teuer (60€+). Da bin ich wirklich sehr froh, dass man sich endlich erbarmt hat und dem Teil endlich ein anständiges Re-Release auf CD gegönnt hat.
Auf dieses Album folgten übrigens noch fünf weitere Alben, die dem Debüt in nichts nachstehen, jedoch auf neueren Releases deutlich flotter daherkommen. Dennoch gefällt mir das authentische Debüt nach wie vor am Besten.
Hier handelt es sich auf jeden Fall um eine Band, die sich stets treu geblieben ist und einen gänzlich eigenen Stil pflegt und einen Scheiß auf Trends gibt! Heutzutage leider eine Seltenheit....