Dienstag, 29. Mai 2012

Gorguts – Considered Dead

Label: Roadrunner Records (Re-released durch MetalMind)

Cover-Art (Dan Seagrave):


1. ...And Then Comes Lividity
2. Stiff and Cold
3. Disincarnated
4. Considered Dead
5. Rottenatomy
6. Bodily Corrupted
7. Waste of Mortality
8. Drifting Remains
9. Hematological Allergy
10. Inoculated Life


Bevor ich wieder mit unbekannteren Bands weitermache, schiebe ich noch eben einen unsterblichen Klassike ein, der heutzutage zwar durchaus bekannt ist, aber dennoch kaum Beachtung bekommt und hier noch einmal besonders erwähnt werden muss! Für mich gehört dieses Götterwerk auf jeden Fall auf ewig zu den fünf besten Death Metal-Scheiben die je aufgenommen wurden und ist ein absolutes Highlight des amerikanischen Death Metals und das obwohl die Jungs doch eigentlich aus Kanada kommen...
Eingeleitet wird dieses zeitlose Meisterwerk durch ein schönes Akustik-Intro bis nach 45 Sekunden mit dem Klassiker „stiff and cold“ die Hölle losbricht und nach einem herrlich brutalen „Uhh“ der Zug Fahrt aufnimmt! Direkt im Opener machen die vier Kanadier klar wo die Reise hingehen soll und wie abwechslungsreich bereits im Jahre 1991 Death Metal klingen konnte!
Egal ob Midtempo-Moshparts, treibende Uptempo-Parts, melodische Soil, brutale Growls oder geile Breaks. Hier ist schon direkt im ersten Song alles vertreten, was ich mir von einem Klassiker amerikanischer Brutalität erwarte!

Eine Band die es sich erlauben kann schon mit einem solchen Kracher anzufangen, scheint einiges auf der Pfanne zu haben oder ist einfach nur selten dämlich, einen solchen Hit zu Anfang zu verbraten. Doch ersteres ist der Fall, denn auch der darauffolgende Song ist ein absoluter Hit, der ebenfalls alles beinhaltet, was man sich von Florida-Death Metal erwartet! Irgendwo klingen hier und da immer mal Deicide, Death, Cannibal Corpse oder Obituary zu ihren besten Tagen durch, aber dennoch haben die Jungs ihren eigenen, unverkennbaren Stil! Dies dürfte zum einen an Luc Lemay's unverwechselbaren Gesang, den genialen, sich geradezu festfressenden Melodien, dem grandiosen Bass-Spiel und der technischen Finesse des Quartetts liegen! Wer jetzt glaubt mit Song 3 „Considered dead“ geht es aber bergab, der hat sich ebenfalls geschnitten, denn Gorguts schaffen es tatsächlich das hohe Niveau, das sie sich mit den beiden vorangegangenen Songs auferlegt haben, zu halten und gar jedes Mal noch einen draufzusetzen!
Egal ob das mächtige und unvergessliche „Bodily corrupted“ oder das geniale Instrumental „Waste of mortality“ (herrlich schön): Gorguts haben mit diesem Album ihren Namen auf ewig in die Hall of Fame des Death Metals gemeißelt und ziehen für mich an der Konkurrenz Death, Obi und Deicide locker vorbei.
Das liegt auch nicht nur am durchweg genialen Songwriting, sondern auch am wohl besten Sound, der je in den Morrissound Studios aufgenommen wurde! Nie klangen die Instrumente wärmer, organischer und dennoch drückender! Dies ist die absolute Blaupause für den perfekten Death Metal-Sound! Und dass nicht nur ich das so sehe, haben die Norweger Blood Red Throne bewiesen, die im Jahre 2007 ins Studio gingen, mit dem Ziel vor Augen, den gleichen Sound wie Gorguts 16 Jahre zuvor hinzubekommen was ihnen sogar fast gelungen ist! Auch der Coversong des Klassikers „Disincarnate“ war noch ein weiterer Tribut an dieses unvergessliche Debüt der Kanadier, doch das ist eine andere Geschichte ;)

Was für mich dieses perfekte Album noch abrundet ist das geniale Cover-Artwork von Altmeister Dan Seagrave, der wieder einmal ganze Arbeit geleistet hat und die düstere Grund-Stimmung des Albums perfekt eingefangen hat (wenn hier jemand mitliest und das Teil noch auf LP hat und nicht mehr braucht: gebt Bescheid, hier ist ein williger Käufer *g*)! Da verkommen die Gastauftritte von James Murphy und Chris Barnes ja schon fast zu Nebensache!
Der Nachfolger „Erosion of Sanity“ (gesegnet mit einem der besten Seagrave-Artworks aller Zeiten!) steht dem Debüt kaum in etwas nach, tönt jedoch nicht mehr so naiv und ungestüm wie der Vorgänger und kommt wesentlich vertrackter daher. Nichtsdestotrotz ist dieses Album auch locker ein 9-Punkte-Album! Die beiden Nachfolger „Obscura“ und „From wisdom to hate“ waren mir hingegen immer zu viel des Guten und klangen derart technisch und verfrickelt, dass ein kopfschmerzfreies Hören für mich nicht mehr möglich war. Nach diesem Album lösten sich die Jungs auch auf, um im letzten Jahr mit einem fulminanten Live-Comeback von den Toten zurückzukehren.

Wer dieses Stück Death Metal-Geschichte noch nicht sein eigen nennt, sollte mit seiner Kaufentscheidung nicht mehr allzu lange warten, da das Re-Release (übrigens erweitert um zwei unnötige Demo-Tracks) auf 2000 Stück limitiert ist und die Erstauflage bei Ebay noch locker für 30€ und mehr weggeht. Viel mehr Geld erzielen übrigens die originalen T-Shirts, von denen das Considered Dead-Shirt etwa 100€ einbringt und das Erosion of Sanity-Shirt regelmäßig für 200€ über die Ladentheke geht. Wie schön, dass ich beide Schmuckstücke besitze, so ist meine Rente gesichert :D
Ich verneige mich auf jeden Fall vor einem großartigen Album, dem ich Tribut zolle, indem die Heckscheibe meines Auto ein grüner Gorguts-Aufkleber ziert und ich im letzten Jahr extra für die Jungs nach Amerika geflogen bin um die Reuniongigs zu sehen (die mich zu keiner Sekunde enttäuscht haben).
Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was die Jungs auf ihrem hoffentlich bald erscheinenden Album so fabrizieren. Was man bisher live hören durfte, klang schon mal sehr genial und erinnerte an Erosion of Sanity gemischt mit Obscura. Man darf gespannt sein!