Dienstag, 29. Mai 2012

Luciferion - Demonication (The Manifest)


Label: Listenable Records
Cover-Art:
1.Intro
2. On the Wings of The Emperor
3. Graced by Fire
4. Rebel Souls
5. Christ Dethroned
6. The Manifest
7. Satan`s Gift (The Crown of Thorns)
8. Hymns of the Immortals
9. Blasphemer
10. The Voyager
(auf der Hülle hinten ist übrigens die falsche Reihenfolge abgedruckt, dort sind „Christ dethroned“ und „Satan's gift“ vertauscht)


Wie versprochen wird es nun blasphemisch mit den vier Schweden Luciferion, die 1994 ein bahnbrechendes Album technischen Blasphemo-Death Metals herausbrachten.
Los geht es mit einem bedrohlichen, satanischen Keyboard-Intro, bevor die Hölle in Form von extrem bösen und für diese Zeit überraschend klinisch klingenden Death Metal losbricht!
Der klinische Sound rührt vor allem daher, dass die Drums nicht organischen Ursprungs sind, sondern einem Drumcomputer bzw. elektronischen Drumkit entstammen, was damals enorm untypisch war und eigentlich selten auf qualitativ hochwertigen Alben zu hören ist.
Doch hier kann man über dieses einzige Manko getrost hinwegsehen, da es die eisige Kälte und Bedrohlichkeit nur unterstützt und dem rasanten Inferno durchaus zuträglich ist.
Die Jungs orientieren sich auf jeden Fall nicht selten an Deicide, Acheron, Vital Remains und Konsorten und man merkt den Götheburger Jungs eigentlich zu keiner Sekunde ihre Herkunft an!
Hier und da sind auch Reminiszenzen an Immolation und Morbid Angel zu hören, aber dennoch schafft es das Quartett (eigentlich ein Trio, aber Keyboarder Johan Lund ist auch im Booklet abgelichtet) höchst eigenständig zu klingen, da man im Gegensatz zu den amerikanischen Kollegen ein Händchen für Melodien und epische Parts hat.
Und dass die Jungs wirklich nicht nur mit klinischen Hochgeschwindigkeits-Attacken trumpfen können, beweist unter anderen der epische Mittelpart von „Rebel Souls“, wo geniale Soli und Melodien perfekt in das wütende Massaker eingeflochten werden!
Die Songs werden immer wieder durch fast schon Industrial-mäßige Keyboard-Samples untermalt, was überraschend gut ins Soundgefüge passt.
Nichtsdestotrotz reagiert hauptsächlich der Holzhammer und es gibt Blastbeats en masse, die von rasenden Gitarren-Läufen und fiesen und tiefen Growls untermalt werden. Dass die Scheibe zu keiner Sekunde langweilig wird, ist hingegen hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die Jungs es verstehen immer zum richtigen Zeitpunkt auf die Bremse zu drücken und geile Melodien, Soli oder wirre Frickeleien raushauen. Richtig krass wird es hier z.B. bei meinem persönlichen Lieblingssong „Hymns of the immortals“, wo man einen Großteil des Songs im Midtempo verweilt und extrem böse und bedrohlich daherkommt (allein bei den geil gedoppelten Vocals am Anfang zuck ich bei aufgdrehter Anlage immer wieder zusammen).
Das Ende dieses grandiosen Albums wird dann mit dem großartigen Sodom-Cover „Blasphemer“ eingeläutet, das herrlich abgefuckt runtergerotzt wurde, bevor schließlich das Finale in Form der Deicide-Hommage „the Voyager“ über den Hörer hereinbricht!
Für absolute Old School-Puristen ist dieses Album auf jeden Fall aufgrund des klinischen Sounds nicht die totale Offenbarung. Wer jedoch experimentellen Alben aufgeschlossen ist und eines der heftigsten Schweden-Alben der 90er hören möchte, muss dieses Kleinod auf jeden Fall besitzen!
Heutzutage ist das Teil nicht mehr allzu einfach zu bekommen und man muss bei Ebay schon um die 30€ auf den Tisch legen, wobei hier jeder Cent in meinen Augen perfekt investiert ist!
Abgerundet wird dieses legendäre Album übrigens durch ein großartiges Kristian Wahlin-Cover, bei dem der Mann sich wieder einmal selbst übertroffen hat.
Nach diesem Debüt folgte im Jahr 2003 noch der Nachfolger „The Apostate“, der mir aber mit all seinen Synthie- und Keyboard-Parts doch zu viel des Guten ist. Wer jedoch Nocturnus und Konsorten zu seinen Lieblingsbands zählt, dürfte sich auch mit diesem Album schnell anfreunden können!